Müsli: Was hier günstig zu haben ist, wird in Rumänien für viele zur Luxusware Foto: v. Gallera
Nein, sie will nicht mehr zurück in ihre Heimat. Vor 5 Jahren war sie zuletzt in Rumänien. Seit 14 Jahren lebt sie in ihren neuen Heimat in Mittelhessen*. „Ich verstehe, warum die Leute wütend sind und gegen die Korruption kämpfen, sagt die Frau. Sie ist in den 40ern. Hier verheiratet .
Sie arbeitet im Gastrobereich in einer mittelhessischen Stadt. „Stellen Sie sich vor, Sie müssen eine Familie ernähren und haben nur 300 Euro im Monat”, sagt sie. Ja, aber die Lebenshaltungskosten, die seien doch billiger als in Deutschland. Sie lacht nur kurz. „Das war mal so, sicher. Heute ist das Leben in Deutschland bei manchen Grundnahrungsmitteln billiger als in Rumänien — bei im Vergleich wesentlich höheren Löhnen”, klärt sie auf. Die Meinung von den billigen Lebenshaltungskosten wird auch im Internet am Kochen gehalten. Durchaus auch durch Portale, die aus Rumänien direkt berichten. In deutscher Sprache. Wie etwa die ADZ. Die Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien. Die ADZ berichtet 2014 :
„Lebenshaltungskosten in Rumänien bei 57 Prozent des EU-Schnitts”. Schon damals korrigieren Portalbesucher den Eindruck, den die ADZ verbreitet. Weder wäre es richtig, dass Rumänien im Vergleich etwa zu Bulgarien oder Griechenland etwa ein günstiges Urlaubsland wäre, noch wären etwa Lebensmittel günstiger als in Deutschland.
Zur gleichen Zeit berichtet indes ein Austauschstudent der Uni Augsburg von seinen Erlebnissen. So habe er für Pizza in der Hauptstadt 3 Euro bezahlt. Dagegen wären die Zimmer für Studenten direkt in der Hauptstadt teurer, 100 Euro im Monat, während etwa die Zimmer in der Hafenstadt Constanta (Konstanza) 25 Euro im Monat kosteten.
Ihre Verwandtschaft, sprich ihre Eltern, lebt noch in Rumänien. Sie hole sie jedes Jahr immer wieder nach Deutschland. Für die Eltern wäre die Fahrt zu teuer. Sie berichteten ihr regelmäßig über die Entwicklung, die ihre alte Heimat nähme. Ihre Entscheidung, seinerzeit nach Deutschland zu gehen, habe sie nicht bereut.…Jemals überlegt, wieder zurückzukehren? „Was sollte ich dort…Das Land ist zerrüttet..Außerdem habe ich hier jetzt meine Familie, bin hier verheiratet.” Das würde gar nicht gehen. Ein normales Müsli, wie man es im Discounter oder auch im Supermarkt kaufen könne, würde hier 1,50 Euro oder vielleicht bis zu einem Euro mehr kosten. Sicher gibt es hier auch Müsli für 5, 6 oder auch 7 Euro…Aber das sind hier dann schon Edelmüslis. In Rumänien bezahlt man für das normale Müsli wie hier für das Edel-Müsli”. Sie nennt diese Preise nur als Beispiel und rechnet Gehälter dagegen.
„Hochglanzkliniken” mit Medikamentenwartezeit
„Sie werden das hier wahrscheinlich nicht gerne hören, aber mitunter war zumindest dies unter Ceaucescu noch besser: Die Menschen hatten in der Regel ihr Auskommen. Sie mussten nicht frieren, keinen Hunger leiden. Auch die medizinische Versorgung war gesichert”, so die Frau. Dass auf der anderen Seite Ceaucescu berüchtigt als Diktator war, sei die Kehrseite gewesen.….
Heute gäbe es „Hochglanzkliniken”, die etwa auch in Deutschland oder Österreich und Frankreich Werbung mit ihren günstigen Behandlungskosten machen würden. „Nur, wenn man dann dort ist, kann es passieren, dass man in einem supermodernen Zimmer liegt, aber ewig auf die nötigen Medikamente warten muss — weil sie einfach nicht da sind”, wirft die Frau das Licht auf einen anderen Aspekt.….Sie könne verstehen, dass die Leute einerseits wütend sind und sich über die Aufweichung der Antikorruptionsgesetze aufregen, gerade bei Abgeordneten müsse man da aufpassen — auf der anderen Seite können sie jeden ihrer Landsleute verstehen, die versuchen, sich mit ihrem Wissen oder auch ihrem Leistungswillen in westlichen EU-Ländern ein neues Leben aufbauen wollen. Weil es in ihrer Heimat nicht mehr funktioniert. Quasi im Hinterzimmer Deutschlands. Deswegen habe sie vor kurzem einem jungen Mann aus ihrer Bekanntschaft quasi privates Asyl gewährt, damit er sich hier eine neue Existenz auffbauen könne. Wie sie hilft er zunächst auch im Gastrobereich aus.
*Wir haben unserer Gewährsfrau redaktionellen Schutz zugesichert. Deswegen gibt es keinen näheren Hinweis auf Namen und Ort.
USA 1939: Ein Afroamerikaner trinkt in Oklahoma City aus einem Wasserbehälter, der ausschließlich Farbigen vorbehalten ist. Elle-Chefredakteurin Katell Pouliquen muss am 10. Februar 2017 erleben, dass sie beim Einkaufen in ihrer bretonischen Heimatstadt St. Brieuc mit ihren beiden Söhnen, die dunkelhäutig sind, ebenfalls wegen deren Hautfarbe beschimpft wird.…..Bild: Wikipedia.fr Russell Lee, 1939
Ist es die Wucht der Bilder, die darüber entscheidet, was in den Nachrichtenstrom gelangt? Brennende Autos, fliegende Steine, sie scheinen mehr herzumachen, als zwei Kinder und ihre Mutter, die in einem Ladengeschäft plötzlich angegangen werden: „Verschwindet von hier, dreckige Neger” — Diese Worte bekam Katell Pouliquen zu hören. Zufällig geriet der Mann, der ihr diese Worte an den Kopf warf, damit an die Falsche. Sie ist Chefredakteurin der Elle.
Pouliquen duckt sich nicht weg, sondern macht ihrem Ärger Luft. Darüber, dass 70 Tage vor den französischen Präsidentschaftswahlen solche Worte möglich sind, dass sie überhaupt möglich sind. Warum diese Geschichte im Mittelhessenblog steht? Weil wir auch in Mittelhessen, insbesondere in Gießen, rund 140 Nationen haben, die miteinander leben, miteinander auskommen müssen. Dass jeder sich an Regeln halten muss, ist eine Selbstverständlichkeit. Beleidigen ist ein Regelbruch. Beleidigungen wegen der Hautfarbe erst recht. Egal,wer das macht.
Wir bringen hier ihren auszugsweisen übersetzten und mit redaktionellen Ergänzungen versehenen Eintrag aus ihrem Facebook-Profil,wie er bei Elle erschienen ist und inzwischen auch von englischsprachigen Medien zitiert wird.…An dieser Stelle Dank an Peter Jebsen für entscheidende Hinweise auf englischsprachige Medien.
Auf ihrem Facebook-Profil fragt Katell Pouliquen,ob sie sich 2017 in Frankreich,überhaupt in Europa Sorgen machen muss,weil ihre Kinder eine andere Hautfarbe haben. Quelle: Screenshot FB-Profil Pouliquen
„Meine farbigen Kinder sind mein Glück und mein Stolz” beginnt Katell Pouliquen ihre Notiz auf ihrem Facebook-Profil. Wenn ihre Kinder sie fragen, würde sie ihnen sagen, dass sie nicht 50 Prozent der einen Kultur und 50 Prozent der anderen Kultur in sich trügen, sondern 100 Prozent die eine, zu 100 Prozent die andere. Sie also doppelt reich sind. Stärker, schöner. Sie liebe ihre Haut, ihre Haare, ihre Augen, ihr Lachen. Sie sei ihre Mutter.
Sie bemühe sich, dass ihre Kinder ohne Angst und Gefahr aufwüchsen („Je les éveille au monde sans les effrayer.”) . Von Martin Luther King erzähle sie, sie hätte ihren Kindern eine kindgerechte Version seiner Autobiographie geschenkt. Genauso die Geschichtensammlung „Meine schwarzen Sterne” mit unbekannten Schicksalen,zusammengetragen von Lilian Thuram. (Thuram ist Rekordspieler der französischen Fußballnationalmannschaft, inzwischen im Ruhestand). Er hat das Buch ihrem ältesten Sohn gewidmet. Der Marcus heiße wie sein eigener. Marcus wie Marcus Miller oder Marcus Aurelius (römischer Kaiser und Philosoph) .
Sie beschreibt ihr Leben in Paris. Wohin sie nach ihrem Abitur in Saint Brieuc zum Studium der Politikwissenschaften gekommen sei. In dem Viertel, in dem sie lebe, gehe es multikulturell zu. Keiner störe sich am anderen. Sie habe herausgewollt, um der Enge zu entfliehen. Dennoch kehre sie immer wieder gerne nach Saint Brieuc zurück. Um bei „Leclerc” einzukaufen, wenn sie ihre Mutter besuchen. Und die Jungens würden den „Leclerc” lieben. Es gebe einen großen Spielplatz. Und dann der Schlag ins Gesicht. Ausgesprochen von einem knapp 60jährigen Mann, in Gegenwart seiner schweigenden Frau: „Verschwindet, dreckige Neger”.….Das alles ist am 10. Februar geschehen. In der gleichen Woche, als in Aulnay-Sous-Bois ein junger Schwarzer,Theo, von einem Polizisten misshandelt wurde, als Luc Poignant von der französischen Polizeigewerkschaft SGP-FO dazu feststellte, das Wort Bamboula sei immer noch zutreffend, wenn auch nicht erwünscht (als „Affe” bzw Synonym für Schwarze) . Mit dieser Bemerkung sorgte Poignant für Aufregung. In Deutschland berichtete darüber unter anderem die FNP am 14. Februar näher. Schließlich twitterte am gleichen Tag Ehrenrichter Philippe Bilger:
Tweet Philippe Bilger, 10. Februar 2017
Bilger bedauert darin die radikale, rassistisch aufgeladene Umdeutung des Wortes, das zu seinen Studienzeiten eher ein Synonym für einen gemütlichen Kneipenbummel mit Freunden war. In Deutschland ist das ähnlich klingende Wort Bambule eher mit Protestkultur aus der linken und linksradikalen Szene in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts aufgeladen worden. Im Ursprung stammt es aus der Gaunersprache.
Schließlich macht Pouliquen noch auf einen Aufruf von Alain Avello auf dessen Facebook-Profil aufmerksam. Avello ist Mitglied der Strategiekommission von Marine Le Pen. In seinem Profil, so schreibt Elle-Chefin Pouliquen, habe der FN-Politiker zur „Zoophilie” mit Christiane Tsaubira „eingeladen”. Tsaubira war bis zum 27. Januar 2016 französische Justizministerin, gebürtig aus Cayenne, Französisch-Guyana. Sie war an Reformentwürfen für das franzöische Justizwesen beteiligt und war unter anderem deswegen zurückgetreten, weil sie sich auch nach den Anschlägen des 13. November 2015 sich der Forderung widersetzte. wegen Terrorismus verurteilten Straftätern die französische Staatsangehörigkeit zu entziehen.
In ihrem Facebook-Eintrag erinnert sie schließlich an einen Brief, den der US-Schrifsteller Ta-Nehisi Coates aus Baltimore an seinen Sohn geschrieben habe. Er schreibt von der Angst, die nur von der anderen Hautfarbe herrührt..Er richtet seinen sorgenvollen Brief an seinen Sohn. Veröffentlichte ihn 2016. Pouliquen fragt nun, 70 Tage vor den Präsidentschaftswahlen, welchen Brief sie ihren Söhnen schreiben solle. Sie sei wütend. Sehr wütend.….
Eine namenlose Quelle speist diesen Hangabbruch in einer Wiese im Oberen Verstal zwischen Biebertal und Lohra. Foto: v. Gallera
Ist die Wüste plötzlich grün — oder liegt das mittelhessische Kirchvers plötzlich in einer arabischen Landschaft? Keineswegs. Natürlich war die Nachricht über den Wadi ein Aprilscherz. Aber mit einem wahren Kern.
Der „Wadi” ist in Wirklichkeit Teil einer Wiesenabbruchkante im Gebiet des Oberen Verstal zwischen dem Lohraer Ortsteils Kirchvers und des Biebertaler Ortsteils Frankenbach. Frankenbach liegt noch im Landkreis Gießen, Kirchvers schon im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Die beiden Orte sind immer wieder Stationen für Wanderer und Radfahrer, führen doch etliche Wanderwege wie der Elisabethpfad durch das Gebiet. Eine, gerade bei trockenem Frühlings-, Frühsommer- oder Herbstwetter, ideale Wandergegend.
Der Wiesenwadi liegt an einem Wirtschafts-, Wander- und Fahrradweg, der Frankenbach und Kirchvers verbindet. Foto: v. Gallera
Der „Wadi”, den wir am 1. April vorgestellt haben, liegt oberhalb eines asphaltierten Wirtschaftswegs, der Frankenbach und Kirchvers verbindet, in einer Wiese. Auf einem Teil ist die Erde auf einer Länge von rund 20 Metern abgebrochen und bildet eine stellenweise bis zu 60 Zentimeter hohe Abbruchkante. Von Gelände oberhalb drückt eine Quelle Wasser in die Wiese, das sich an der Oberfläche weiträumig seinen Weg bahnt und weiter unten dann am Fuß der Abbruchkante eine mehrere Quadratmeter große, flache, derzeit mit Algen bewachsene Wasserstelle bildet. In der Wasserstelle selber bilden einige kleinere Erdhügel Landeplätze für kleinere Wasser liebende Vögel. Das zumindest verraten Spuren im Ufermatsch und kalkige Kotspuren auf den Erdhaufen.
Wie entsteht der Eindruck, es handele sich um eine größere, seenartige Wasserfläche oder eben einen Wadi? Es ist immer eine Frage der Perspektive und des Aufnahmewinkels. Was die optische Täuschung begünstigt: Manche Strukturen sehen sich zum Verwechseln ähnlich, so wie fraktale Strukturen –die sich sowohl in uns kaum vorstellbaren kleinsten oder großen Formen immer wieder gleichen können.
Das Obere Verstal gehört noch zu Biebertal und ist eines der sogenannten Natura 2000 oder FFH-Gebiete. Laut Katalogisierung des Bundesamtes für Naturschutz ist es rund 85 Hektar groß, ist Heimat unter anderem von Pfeifengraswiesen oder so genannter feuchter Hochstaudenfluren. Die wiederum, so das BfN, seien in unserer Region einerseits noch häufig, aber andererseits doch durch Faktoren wie Grundwassserabsenkung oder Verbuschung und Aufforstungen gefährdet. Phänomene wie Quellstellen oder so genannte „Hangwasseraustritte” gehören laut BfN in einem solchen Gelände zu ganz normalen Erscheinungen.
So gesehen ist der Mittelhessenblog-Aprilscherz also einer mit einem hohen „Wahrheitskern”.….
Futter besorgen oder Gefiederpflege: Langeweile kommt im Storchennest im Naturschutzgebiet in der Gänsweid bei Hungen-Steinheim nicht auf. Foto: v. Gallera
Kein Betonmast und auch kein sonstige künstliche Nisthilfe: Im Einzugsgebiet des Trais-Horloffer Sees bei Hungen hat sich ein Storchenpaar dafür entschieden, ganz natürlich auf einem Baumstumpf in luftiger Höhe sein Nest zu bauen. Damit es sauber bleibt, benutzen die Störche die Methode Plumpsklo.
Ihr Nest haben sie auf einem abgestorbenen Baumstamm gebaut, der aus dem Weiher des Naturschutzgebietes Mairied von Rodheim und Gänsweid von Steinheim aufragt. Zum Beutemachen verlässt das Elternpaar abwechselnd immer wieder das Nest und sucht in den umliegenden Wiesen und Feuchtgebieten nach Fröschen, Mäusen, Insekten oder auch Käfern.
Mitten im Weiher steht der Baum, den sich ein Storchenpaar 2017 für sein Brutgeschäft im Hungener Ortsteil Steinheim ausgesucht hat. Foto: v. Gallera
Rodheim und Steinheim sind beides Ortsteile der im südöstlichen Teil des Landkreis Gießen gelegenen Stadt Hungen. Als das Naturschutzgebiet 1985 eingerichtet worden war, hieß es in der damaligen amtlichen Verordnung, die beiden Feuchtgebiete sollten als Rückzugsorte für gefährdete und seltene Vögel, Amphibien und andere Tiere eingerichtet werden.Betreut wird das Naturschutzgebiet nach diversen Forststrukturreformen vom Forstamt Wettenberg. Forststrukturreform heißt im Klartext: Die Reduzierung von Forstämtern und stellenweise Forstrevieren und die Vergrößerung der Flächen, die betreut werden müssen.Heute sind es nicht nur Störche, sondern auch weiße Höckerschwäne und Nilgänse, die dieses Gebiet für sich entdeckt haben.
Damals, vor nun mehr als drei Jahrzehnten, hatte der Weißstorch mit 2949 Paaren einen Tiefstand in Deutschland erreicht. Heute brüten wieder rund 4500 Storchenpaare in Deutschland. Bundesweit führt das Michael-Otto-Institut im Storchendorf Bergenhusen sowohl international wie national die Statistik über die Weißstorchbestände. In den mittelhessischen Landkreisen und der Wetterau geht es mit den Störchen aufwärts. 2015 kamen 69 Paare zum Brüten nach Mittelhessen. 2016 waren es schon 50 mehr. Der Nabu Hessen nennt für 2016 und 2015 diese Zahlen. 2015 ist in Klammern gesetzt. Die gesamten Zahlen für Hessen gibt es auf der hessischen Nabu-Seite.
Gießen:
Marburg-Biedenkopf:
Lahn-Dill:
Limburg-Weilburg:
Vogelsberg:
Wetterau:
19 (18)
16 (11)
2 (2)
keine Brutpaare bekannt
2 (2)
70 (48).
Während sich das Steinheimer Storchenpaar sein Nest im Weiher eingerichtet hat, hat quer über die Straße im anderen Teil des Naturschutzgebietes ein Schwanenpaar das Gelände für sein Brutgeschäft entdeckt. Fünf junge Schwäne wachsen dort gegenwärtig heran.
Die einen ziehen ihren Nachwuchs auf Baumstämmen heran. die anderen ziehen mit ihm früh durchs Wasser: Fünf junge Schwäne wachsen in Nachbarschaft der Störche heran. Foto: v. Gallera
Hoch lodern die Flammen dieses Sonnwendfeuers in Fellingshausen im Jahr 2015. Foto: v. Gallera
Für die Burschenschaft- und Mädchenschaft in Fellingshausen eine gute Nachricht: Die Kriminalpolizei bestätigt nach ihren Ermittlungen nun das, was Augenzeugen des Unglücksfalls während der Sonnwendfeier 2017 im zweitgrößten Ortsteil der Gießener Westkreisgemeinde Biebertal berichtet hatten. Der 23-Jährige, der in die Glut des niedergebrannten Feuers fiel und sich dabei verbrannte, lief aus freien Stücken durchs Feuer.
Nach dem Unglück kursierten erste Vermutungen über das Warum. Neben Drogen und Alkohol war auch davon die Rede, dass möglicherweise jemand beim Sturz des jungen nächtlichen Feuerläufers nachgeholfen haben könnte. „Das stimmt nicht”, sagte Pressesprecher Jörg Reinemer nun noch einmal auf Nachfrage. Die Zeugenaussagen zum Unglück hätten bestätigt, was schon seitens der Burschen- und Mädchenschaft festgestellt worden war: Der junge Mann hatte plötzlich die Absperrung des Sonnwendfeuers durchbrochen, war über die Glut gelaufen, gestolpert, verletzte sich und wurde dank schneller Hilfe direkt gerettet.
Ob Drogen oder Alkohol im Spiel waren, wollte Reinemer weder bestätigen noch dementieren. Die Lage des jungen Mannes, der immer noch in der Offenbacher Spezialklinik für Schwerbrandverletzte behandelt werde, sei inzwischen aber stabil. Wie Reinemer weiter sagte, stamme der junge Mann allerdings nicht aus Krofdorf, sondern aus Heuchelheim. Zuerst hatte es geheißen, bei dem jungen Mann handele es sich um einen Krofdorfer. Unter den Vermutungen, die nach der ersten Mittelhessenblog-Veröffentlichung in sozialen Netzwerken kursierten, tauchte schnell ein Hinweis auf, es könne sich stattdessen um einen Besucher aus Heuchelheim handeln. Diese Vermutung wurde nun durch die polizeiliche Ermittlungsarbeit bestätigt.
Kommentar: Für die Veranstalter und Organisatoren der Sonnwendfeier sind die veröffentlichen offiziellen Ermittlungsergebnisse der Kriminalpolizei mehr als eine gute Nachricht: Zum einen bekommen die Burschen und Mädchen amtlich bestätigt, alles richtig gemacht zu haben. Sie müssen sich nichts vorwerfen. Zum anderen schieben die Ergebnisse jeglicher Spekulation einen Riegel vor. Inwieweit und ob im Anschluss an die Gesundung des jungen Mannes juristische Verfahren noch andere Ergebnisse liefern werden, ist eine andere Sache. Allerdings dürften die polizeilich bestätigten Zeugenaussagen zumindest für die Veranstalter eine sichere Bank sein: Sie haben alles richtig gemacht. Eine wichtige Nachricht auch für künftige Veranstaltungen.
Ein Eurofighter auf dem Fliegerhorst Neuburg. Dort starteten am Freitagabend die Flieger, deren Doppel-Knall über Mittelhessen, Rhein-Main und Bayern zu hören war. Foto: Mulag, Wikipedia CC BY SA 3.0
Kurz vor 19 Uhr wurden die Menschen in der Region Mittelhessen, Rhein-Main und Franken von einem Doppelknall überrascht.
„Das waren Jets der Bundeswehr, die die Schallmauer durchbrochen haben”, erklärte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelhessen auf Nachfrage. Die ersten Anrufe wegen des Doppelknalls habe es gegen 18.55 Uhr im Präsidium gegeben. „Die Bundeswehr hat uns bestätigt, dass hier Flieger auf einer Route aus dem Donauraum über eine Route Würzburg und Fulda Richtung Ruhrgebiet unterwegs waren”, hieß es weiter. Diese Angaben wurden ebenfalls von der Deutschen Flugsicherung in Langen bestätigt. Weitere Informationen lägen zu diesem Zeitpunkt (Freitag, 14. Juli, 20.47 Uhr) nicht vor. Auch beim für militärische Luftbewegungen im deutschen Luftraum zuständigen Luftfahrtamt der Bundeswehr in Köln lagen zu diesem Zeitpunkt noch keine weiteren Informationen vor, ebensowenig war der Leiter Flugsicherung des Standorts in Neuburg zu erreichen. Der Fliegerhorst wird vorrangig vom Taktischen Jagdgeschwader JG 74 benutzt.
Allerdings klärt das Luftfahrtamt der Bundeswehr über Einzelheiten zu Überschallflügen unter der Woche in einer Informationsschrift auf. Danach sind Testflüge, bei denen die Schallmauer durchbrochen wird, werktags von 8 bis 20 Uhr möglich. Von 12 bis 14.30 Uhr herrscht Mittagspause. Außerdem finden diese Testflüge in einer Höhe von rund 11 Kilometern (11000 Meter oder 36000 Fuß statt). Bei einem Überschallflug überschreitet das Flugzeug eine Geschwindigkeit von 1188 km/h.
Infonummern und Schadensregulierungen
Für Bürger, die sich näher informieren wollen, hat das Amt eine kostenfreie Telefonnummer eingerichtet: Unter 0 8 0 0 – 8 6 2 0 7 3 0 kann anrufen, wer sich beschweren oder einen Schaden durch einen Überflug melden will. Das Telefon ist von Montag bis Donnerstag von 8 bis 17 Uhr sowie Freitag von 8 bis 12.30 Uhr besetzt. Ansonsten läuft ein Anrufbeantworter oder man kann sich per Mail via FLIZ@bundeswehr.org oder via Fax über 02203–9082776 schriftlich an das Luftfahrtamt wenden.
Hat der Überschallknall eines Flugzeugs das Dach beschädigt oder für Risse im Fensterglas gesorgt oder andere Schäden verursacht, kümmern sich die verschiedenen Wehrbereichverwaltungen. Für Hessen und damit auch Mittelhessen ist die WBV in Wiesbaden zuständig. Zu erreichen via Telefon unter 0611–799-3105/3102 oder per Fax via 0611–799-1699 . Die Postadresse ist: WBV West, Dezernat II/6 Außenstelle Wiesbaden, Moltkering 9, 65189 Wiesbaden. Für den bayerischen Raum und damit auch die Region Franken ist die WBV in München zuständig: WBV Süd, Dezernat II/6 Außenstelle München, Dachauer Strasse 128, 80637 München. Telefonisch unter 089‑1249-2702 und per Fax über 089‑1249-2209
2016 hatte im September ein Überschallknall die Menschen in Mittelhessen und im Rhein-Main-Gebiet übrigens auch aufgeschreckt. Damals waren zwei britische Piloten für den Lärm verantwortlich. Sie flogen Eurofighter.
Wirtschaftlich steht der Asslarer Spezialpumpenhersteller Pfeiffer Vacuum so gut da wie nie. Dennoch sieht die Belegschaft nach einer „feindlichen” Übernahme durch die süddeutsche Busch-Gruppe vorsichtig in die Zukunft. Bild: v. Gallera
Dem langjährigen Vorstandschef Manfred Bender wurde überraschend kurzfristig der Vertrag gekündigt. Bildquelle: Pfeiffer Vacuum.
Mittelhessische Unternehmen wecken an anderen Orten der Republik Begehrlichkeiten. Zu Beginn der 2000er Jahre war es Buderus in Wetzlar . Nun ist es Pfeiffer-Vacuum im Nachbarort Aßlar. Bei Buderus war es Bosch, heute ist es Busch. Beide Unternehmen aus Baden-Württemberg. Damit enden aber die Gemeinsamkeiten. Denn bei Buderus stimmten die Aktionäre mehrheitlich für die Übernahme. Während bei Pfeiffer-Vacuum von einer „feindlichen” Übernahme die Rede ist. Hinzukommt, dass der langjährige Vorstandschef Manfred Bender Knall auf Fall vom neuen Aufsichtsrat vor die Tür gesetzt wurde. „Aus wichtigem Grund”, wie es offiziell heißt. Die rund 700 Köpfe zählende Belegschaft wartet nun gespannt darauf, wie es weitergeht.
Europa-AG kontrolliert nationale AG
Busch und Pfeiffer-Vacuum sind beides mittelständische Unternehmen, jeweils in ihren Sparten der Vakuum-Pumpenherstellung Weltmarktführer oder zu den führenden Unternehmen zählend. Nur: Das eine (Busch) ist eine nicht börsennotierte so genannte Europa-AG, offiziell Societas Europaea (SE). Dies allerdings, nach Eintragungen in diversen Auskunfteien, erst seit 24. Oktober 2016. Solche Gesellschaften unterliegen übergeordneten europäischen Rechtsnormen, die von nationalen Rechtsvorschriften abweichen können. Vorrangiges EU-Ziel bei der Schaffung dieser Rechtsform war 2004 bei Gründung von Gesellschaften in der EU oder im europäischen Wirtschaftsraum einen einheitlichen Rechtsrahmen zu schaffen.
Nach Ansicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes ist diese spezielle Rechtsform eine Nische geblieben und habe sich nicht durchgesetzt. Das war vor vier Jahren. Von rund 1700 SE war die Rede. Aktuell, zum Stichtag 29. November 2017, registriert das Europäische Gewerkschaftsinstitut Etui auf seiner Datenbank 2903 neue SE. Also rund 1200 weitere neue SE.
Das Maulburger Unternehmen, das nach dieser Änderung seiner Rechtsform seinen Sitz laut offiziellem Eintrag in der Etui-Datenbank in Freiburg hat, sitzt tatsächlich, laut Impressum seiner Website mit allen drei GmbH-Gesellschaften nachwievor in Maulburg. Auf einer anderen Seite des Unternehmens wird auch auf die SE hingewiesen. Die hat demnach ihren Sitz auch in Maulburg. Die Kontrolle des 1963 von Karl Busch gegründeten Vakuum-Pumpenherstellers liegt komplett in den Händen der Unternehmerfamilie. Zahlen, Hinweise auf die wirtschaftliche Entwicklung findet man auf der Website des Unternehmens bisher vergeblich. Rechtlich ist es allerdings so, dass auch eine Europa-AG einmal im Jahr ihre Zahlen veröffentlichen muss. Darauf weist unter anderem die IHK Frankfurt hin.
Wie es transparenter mit Impressumsangaben und Geschäftszahlen im Sinne der rechtlichen Vorgaben gehen kann, das zeigen unter anderem die Allianz und Fresenius aus Bad Homburg. Beides inzwischen Unternehmen, die für sich auch die Rechtsform der SE gewählt haben . Laut einer Veröffentlichung des Handelsblatt werde die neue Rechtsform allerdings bevorzugt von Familienunternehmen gewählt. Ein Motiv sei, dass sie ihr Geld lieber nicht mehr Banken überlassen wollten, sondern es lieber über SE-Vermögensverwaltungs- und Beteiligungsgesellschaften für sich arbeiten lassen wollen.
Der mittelhessische Vakuum-Pumpenhersteller hat nun offensichtlich mit seiner Entwicklung nicht nur das finanzielle Aktionärs-Interesse des Pumpenherstellers aus dem Süden der Republik geweckt: Mit seiner Tochter Ayla Busch als neuer Aufsichtsratvorsitzender hat Karl Busch nun faktisch die Kontrolle über Pfeiffer-Vacuum. „Das zog sich ja nun schon über gut 18 Monate”, kommentierte aus Gewerkschaftssicht der erste Bevollmächtigte der IG Metall Mittelhessen, Stefan Sachs. Das Asslarer Unternehmen stehe wirtschaftlich mehr als gut da. Es sei in Topform, sehr gesund. In zwei Anläufen hatte Busch versucht, über Aktienkäufe Einfluss auf Pfeiffer-Vacuum zu bekommen. In der Wirtschaftsfachpresse wurden diese Versuche unterm Strich als „feindliche Übernahme” bewertet.
Wie es nun mit den rund 700 Mitarbeitern der Stammbelegschaft in Asslar weitergehen soll, insbesondere, ob sich Busch, der im eigenen Haus ohne tarifvertragliche Vereinbarungen auskommt, an die in Asslar geltenden Tarifvereinbarungen hält, „das beobachten wir”. „Wir wollen zwar keinen Kampf, aber wir scheuen uns im Ernstfall auch nicht davor”, so Sachs auf Nachfrage. Aus Maulburg zumindest berichten Brancheninsider, „dass es so etwas wie tarifähnliche Regelungen gibt. Weihnachts- und Urlaubsgeld etc..Nur eben, einfach ausgedrückt, alles auf freiwiliger Basis, ohne wirklichen Rechtsanspruch”. In Asslar blicke man jedenfalls vorsichtig optimistisch in die nähere Zukunft.
Was als positives Zeichen gewertet wird, sei das Vorgehen bei der Neubesetzung des Vorstands. Mit Dr. Eric Taberlet wurde jemand an die Spitze gesetzt, der wie der „aus wichtigem Grund” gekündigte bisherige Vorstandschef Manfred Bender auch von Pfeiffer Vacuum selber kommt. Ebenfalls ein Eigengewächs ist Nathalie Benedikt, die ab sofort für das Controlling (Finanzen) im Vorstand als CFO zuständig ist.
Offiziell wurde Bender aus „wichtigem Grund” ohne nähere Erläuterung nach dem Wechsel im Vorsitz des Aufsichtsrats fristlos entlassen. Grundlage dafür ist rechtlich der §626 BGB. In der Praxis beschreiben einschlägige Fachkanzleien Gründe für eine Vorstandskündigung mit schwerwiegenden, im äußersten Fall, auch strafbaren Handlungen, die dem Unternehmen schaden oder geeignet sind, das Vertrauensverhältnis zu erschüttern. Bender hatte noch im Mai 2017 vor der Hauptversammlung in einem Interview öffentlich das Vorgehen der süddeutschen Unternehmerfamilie als „Trickserei” und gegen das Unternehmens-Interesse gerichtet bezeichnet. Bereits im Oktober war der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Michael Oltmanns seiner Absetzung durch Rücktritt zuvorgekommen.
Die jetzige Aufsichtsratsvorsitzende Ayla Busch hatte ihm mangelnde Professionalität, fehlende Unparteilichkeit und wirtschaftliche Eigeninteressen vorgeworfen. Bender hatte in seinem Interview im Mai 2017 zu diesen Vorwürfen Stellung genommen. Zum einen seien die Vorwürfe durch die Kanzlei Hengeler Müller (Düsseldorf, Red. Anmerkung) geprüft worden und hätten sich als haltlos erwiesen. Dazu muss man wissen, dass Hengeler Müller Pfeiffer Vacuum beim zweiten Übernahmeversuch durch Busch beraten hatte. Auf der anderen Seite steht Benders Hinweis, dass Busch zum einen über den Ausgang dieser Untersuchung Bescheid gewusst habe und andererseits Oltmanns Wiederwahl in den Aufsichtsrat 2016 selber noch zugestimmt hätten.
Kommentiert: Ältere Mittelhessenblogleser werden sich vielleicht noch an die US-Wirtschaftsoperas Dallas und Denver erinnern, wo auch mit heftigen Bandagen um Macht und Marktanteile gerungen wurde und mitunter Gesetze für die eigenen Zwecke hingebogen wurden. Nun ist das drei Jahrzehnte her und spielte in den USA. Nun, scheint’s, spielen sich solche Szenen rund um die Chefetage eines bekannten mittelhessischen Hidden Champions (2011) ab. Sicher: Was rechtlich zulässig ist, kann nicht als illegal angefochten werden. Nur: Klingt schon die Auftaktmusik beim Kampf um ein Unternehmen schräg, fragt sich, wie es dann ist, wenn der eigentliche Einsatz kommt. Sprich: Faktisch neue Eigentümer (oder tonangebende Großaktionäre) die Zügel in der Hand halten. Kann man ihnen trauen oder nicht trauen?
Petra Waldschmidt und Andrea Rupp (r.) freuen sich über das Echo, dass der erste Weihnachtsmarkt auf der Burg Hohensolms findet. Bild: v. Gallera
Es war ein Risiko und am Morgen mussten die Jäger helfen, damit die Aussteller es auf den Burgberg in Hohensolms schafften. Aber das Risiko hat sich nach Einschätzung von Petra Waldschmidt, Andrea Rupp und Hartmut Geller gelohnt. Rund 1000 Besucher zog es auf den ersten gemeinsamen Weihnachtsmarkt am höchsten Ort der östlichen Lahn-Dill-Kreis-Gemeinde Hohenahr.
Bekannt ist die Burg Hohensolms eher als evangelische Jugendburg und Tagungsort. Dass die Burg des höchstgelegenen Ortsteils der Gemeinde Hohenahr im Lahn-Dill-Kreis an der Kreisgrenze zum benachbarten Kreis Gießen auch ein Platz für einen Advents- oder Weihnachtsmarkt sein könnte, war eine Idee, die schon vor einigen Jahren in den Köpfen einiger Erdaer und Hohensolmser wuchs. Nun aber wurde sie von Petra Waldschmidt und Andrea Rupp, unterstützt von Hartmut Geller, auf den Weg gebracht und jetzt am 3. Dezember in die Tat umgesetzt.
Bisher hatten Weihnachts- und Adventsmärkte eher im Tal, im Hauptort der Gemeinde, in Erda stattgefunden. Nur die hätten zuletzt immer weniger Zulauf gehabt, am Ende habe es sogar eine mehrjährige Pause gegeben, berichteten Weihnachtsmarktgäste auf Nachfrage. Hohenahrs Bürgermeister Armin Frink bestätigte das. 2013 hatte in Erda der 28. Weihnachtsmarkt stattgefunden, der damals vom Verschönerungsverein ausgerichtet worden war. „Das war eine Veranstaltung, die von Erda aus für Erda stattgefunden hatte”, so Frink. Außerdem hätten noch brandschutzrechtliche Vorschriften mit hineingespielt: Ein Raum, der im Rathaus zum Kaffeetrinken zur Verfügung gestellt worden war, hätte nicht mehr für diese Zwecke verwendet werden dürfen.
Mit dem Markt oben auf der Burg waren es nun gleich zwei Premieren: Einmal überhaupt der erste Weihnachtsmarkt auf der Burg und zum anderen ein Markt für die gesamte Gemeinde Hohenahr. Seit neun Jahren gibt es zwar auch einen Markt, der in Altenkirchen stattfindet, getragen von Verein Oiggel und Belleser — nur eben ein Markt, der für die gesamte Gemeinde stattfindet, das ist eine Neuheit für die Gemeinde an der östlichen Kreisgrenze.
Die ersten Gespräche für den Weihnachtsmarkt auf der Burg hätten schon vor zwei Jahren stattgefunden. Damals sei es darum gegangen, überhaupt die Idee als solche zu prüfen. Mit Petra Waldschmidt und Andrea Ruppert als Initiatorinnen sei der Weg bereitet worden. Hartmut Geller habe zusätzlich Türen zu Vereinen und weiteren Akteuren geöffnet. Für Geller selber war der Einsatz, den Platz in dem alten Burggemäuer als Veranstaltungsort zu gewinnen, gleichzeitig Herzensangelegenheit und Heimspiel: „Ich bin direkt um die Ecke im damaligen Marstall geboren”, freute er sich am 3. Dezember über den Zulauf auf der Burg.
Für Hartmut Geller war es eine „Herzensangelegenheit”, die Burg und die Weihnachtsmarktidee zusammenzubringen. Bild: v. Gallera
Rein praktische Anlaufschwierigkeiten, die allerdings kaum vorsehbar oder schwer einzuschätzen waren, hatte es indes an diesem ersten Schneewochenende des Dezember 2017 auch gegeben: Der in der Nacht einsetzende Schneefall sorgte zwar für eine später traumhafte Weihnachtsmarktkulisse und lockte Wintersportfreunde auf den Berg. Gleichzeitig aber hatten die Aussteller damit zu kämpfen, überhaupt erst einmal zum Ausstellungsgelände auf der Burg zu kommen. Der Räumdienst der Gemeinde sei zwar unterwegs gewesen und hätte gestreut, so Frink. „Aber irgendwann bildet sich bei andauerndem Schneefall dann doch ein Schmierfilm”, so der Bürgermeister. Deswegen, berichtet Hartmut Geller am Abend, sei es gut gewesen, dass die Jäger, die am Markt teilgenommen hatten, mit ihren Wagen den anderen aus schwierigen Lagen herausgeholfen hätten.
Bis zum Ende gegen 21 Uhr hatten rund 1000 Besucher den ersten Weihnachtsmarkt auf der Burg Hohensolms besucht. Bild: v. Gallera
Genauso hatten Petra Waldschmidt, Andrea Rupp und ihre Mitstreiter kaum mit dem Ansturm gerechnet. „Is‘ aber besser so, als wäre kaum jemand gekommen” erfuhren die beiden Initiatorinnen ohne es zu wissen bei der langen Toilettenwarteschlange im Eulenturm ihre Bestätigung durch die dort wartenden Marktgäste..Am Ende seien es rund 1000 Besucher gewesen, die aus Hohenahr und Orten aus dem Umland auf den Burgberg geschafft hatten — um Selbstgebasteltes zu kaufen, von weiter verarbeitetn ehemaligen T-Shirts und Socken über aufwendig gestaltete Weihnachts- und Adventsdekorationen bis hin zu den klassischen Verpflegungen. Allen gemeinsam eines: Keine der üblichen professionellen Marktbeschicker, wie man sie auf den großen und größeren Weihnachtsmärkten in Gießen, Marburg, Wetzlar oder Limburg findet, sondern Menschen, die neben ihren eigentlichen Berufen ihre kreativen Hobby pflegen und deren Ergebnisse dann auf solchen Märkten präsentieren…Natürlich in der Hoffnung, dass außer „Wie toll ist das denn”-Kommentaren ihre Hobbyarbeit gegen einige Euro auch wieder Liebhaber findet…
Begleitet wurde das Marktgeschehen von einem Eröffnungsgottesdienst, einer Ansprache des Bürgermeisters als Schirmherrn sowie Chorauftritten des Kindergarten Hohensolms und der Chöre der neuapostolischen und der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Erda einschließlich des Nikolausbesuches. Die Den Abschluss dieses Rahmenprogramms bildete schließlich der Auftritt der Jagdhornbläser der Jägervereinigung Wetzlar.
Während die Jagdhornbläser aus Wetzlar jagdtypische Signale spielten, wurden nebenan Würste von Wildschweinen aus den umliegenden Wäldern verkauft. Bild: v. Gallera
Kommentiert: Eine gute Idee, die Jugendburg Hohensolms auch für ein Projekt wie den Weihnachtsmarkt für die gesamte Gemeinde zu öffnen. Das hängt wiederum am guten Willen aller Beteiligten. Guter Wille ist auch die Grundlage für etwas anderes: Das fallweise Herunterregeln der akustischen Konkurrenz von kirmestypischer Rockmusik aus Lautsprechern, die schon aus technischen Gründen lauter ist als ohne jegliche Verstärkung vorgetragener Chorgesang. Adventliche Posaunen- und Chormusik gehören nun einmal zu einem traditionellen Weihnachtsmarkt — sonst wäre es ein x-beliebiger Kunsthandwerkermarkt, nur eben im Winter. Den Veranstalterinnen ist jedenfalls zu wünschen, dass ihre Arbeit auch künftig gewürdigt und unterstützt wird. Am Ende gewinnt davon eine ganze Region. Denn wer weiß, ob es neben diesem ersten Markt dann vielleicht noch andere Ereignisse auf der Hohenahrer Hausburg gibt. Mit Strahlkraft auch in die benachbarten Gießener Westkreisgemeinden. Ein Wettstreit von Burg zu Burg gewissermaßen.
Nach einigen Wochen des Testens steht nun fest, dass Instagram ebenfalls ein fester Bestand der Social-Media-Kanäle des Mittelhessenblog wird. Lohnt sich das? Wir werden sehen. Auf jeden Fall tummeln sich auch aus Mittelhessen inzwischen interessante Menschen auf dem Kurznachrichtendienst für Bilder und Videos. Vor kurzem hat sogar die hessische Landesregierung unter dem Hashtag entdecke_hessen Instagram für sich entdeckt. Dass die Kollegen der über Mittelhessen verteilten Medienbetriebe auch mit dabei sind , ist eigentlich selbstverständlich.
Wer ist aus der Region alles bei Instagram unterwegs? Die Kollegen der WNZ und der Lahn-Dill-Gruppe sind mit mittelhessen.de mit von der Partie. Unter landwaerts_mittelhessen findet sich ein Liebhaber idyllischer Landschaften und Momente aus der Region mit den fünf Landkreisen im Herzen Hessens. Die Kollegen des Gießener Anzeigers und des Lauterbacher Anzeigers sind mit ihren Motiven auch im Instagram-Boot unterwegs: Hier und hier.
Die Elisabethstadt Marburg ist genauso dabei wie Gießen, Wetzlar oder Haiger und Limburg.….Etwas aufgefallen beim Aufrufen der Links? Wir haben nicht auf die offiziellen Accounts der jeweiligen Städte verlinkt, sondern auf das, was nach Meinung des Instagram-Algorithmus gerade am beliebtesten ist, wenn man in der Suchmaske von Instagram die Städtenamen als Begriff eingibt.
Klar dürfte sein, dass Instagram sich zu einer führenden Plattform innerhalb der Social-Media-Welt entwickelt Laut Allfacebook.de gibt es deutschlandweit derzeit rund 9 Millionen Nutzer. Von vergleichbaren Zahlen spricht Statista. Laut den Statista-Analysten dürften auch immer mehr Unternehmen Instagram für sich entdecken.
Unter welchem Namen ist das Mittelhessenblog zu finden? Bisher läuft es unter der Rubrik „mittelhesse” unter dem Dach des Mittelhessenblog-Gründers. Direkt mit dem Hashtag „Mittelhessenblog” gibt es derzeit drei Posts. Zur kürzlich veröffentlichten Geschichten über den Besuch von Schülern aus Singapur in Friedelhausen, als reine Instagram-Bildergeschichte die alte Kirche von Altenvers im Südkreis von Marburg-Biedenkopf und eine Ankündigung zur Geschichte über die Apfelernte 2016 im Gießener Land.
Eine weiße Winterwunderlandschaft gab es Silvester 2016 nur punktuell. Wie hier an der Umgehungsstraße bei Wettenberg. Foto: Felix v. Gallera
Winter. War da was zum Jahreswechsel 2016/2017 in Mittelhessen? Ja. „Dick Nebelsupp” oder frostkalt gepuderte Bäume mit abwechselnd grauhellbraun diffus-dunstigem Sonnenlicht für die einen. Punktuelle weiße Winterwunderlandschaft für die anderen. So ein bisschen Symbolwetter. Trennungslinien wie bei Umweltzonen. Und außerdem Merkwürdigkeiten über rare Wintervögel.
Die „Anderen”: Etwa zwischen Krofdorf-Gleiberg, das zu Wettenberg gehört, und Rodheim-Bieber (Biebertal), im mittelhessischen Kernland. Ansonsten zog sich vom frühen Morgen bis in die einsetzende Abenddämmerung die „Nebelsupp” mehr oder weniger mit Frost durchsetzt quer durchs Land vom Ebsdorfergrund bis in den Wetzlar-Weilburger Raum.
Für die Silvesternacht 2016/2017 haben die einschlägigen Wetterdienste Deutscher Wetterdienst , Unwetterzentrale und Kachelmannwetter für die Mitte Deutschlands, damit auch für die Region Mittelhessen überfrierende Nässe und glatte Straßen vorhergesagt.
Das Wetter zum Jahreswechsel ist etwas, das wir kaum beeinflussen können. Oder vielleicht doch?
Jedenfalls haben die Bemühungen, die Belastungen der Umwelt unter anderem durch Feinstäube zu vermindern, dazu geführt, dass nun auch in Gießen eine Umweltzone eingeführt werden soll. Nicht 2017. Aber 2018. Die Gießener haben also noch ein Jahr Schonfrist. Dann wird es ernst.
Das ewige Mittelhessen-Problem
Und die Marburger haben die Zone schon. Aber auch wieder nicht so richtig. Die Umweltzone in Marburg hat exakte Trennlinien. Welcher Logik diese folgt, beschreibt eine aufwendige Erläuterung des Hessischen Umweltministeriums. Danach gehört Marburg zum sogenannten Luftreinhaltegebiet Nord- und Mittelhessen. Wetzlar und Gießen sind nicht dabei. Limburg aber wohl. Das jedenfalls sagt die 1. Fortschreibung aus, die 2016 erschienen ist. Man darf auf 2017 gespannt sein, ob Wetzlar und Gießen dann auch in dieses Reinhaltegebiet fallen werden. Denn bisher tun sie das nicht, sondern fallen aus Mittelhessen heraus und bilden ein eigenes Gebiet. Das für den Luftreinhalteplan Lahn-Dill. Mittelhessen ist nach dieser Einteilung dann der Rest. Auch das Gebiet südwestlich von Wiesbaden. Hallo „Wir in Rheinhessen”, wollt Ihr auch noch dazu? Is gar nicht so schlecht hier, man ist eben immer mal woanders.…. Grundlage dieser Einteilung, so die Erklärung, seien Vorgaben der EU.
Schlängelnde Umweltzone
Speziell in Marburg wundern sich die Leute jedenfalls auch über Einteilungen: Warum die Umweltzone sich durch die Stadt schlängelt, wie es die Lahn tut. Ob es innerstädtische Zonen mit direkt nebeneinander liegenden unterschiedlichen Belastungszonen gibt? Wie mit dem Lineal gezogen? Ist wohl ein bisschen wie mit Mittelhessen insgesamt. Mal isses da, mal dort. Dauerthema im Mittelhessenblog, wo denn nun eigentlich die Abgrenzung ist, wenn es denn nicht offiziell die fünf Landkreise des RP Gießen sind. Vielleicht sollte der neue Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich da mal Stellung beziehen. In Sachen Mittelhessen. Wo das denn nun ist. Sein Vorgänger hatte es ja in Angriff genommen.….Ullrich hatte im Oktober 2015 die Nachfolge von Dr. Lars Witteck angetreten, der einen bewusst geplanten Wechsel von der Politik in die Wirtschaft zur Volksbank Mittelhessen vollzogen hatte.
Zurück zu den Umweltzonenplänen für Mittelhessen und Lahn-Dill: In der Erläuterung des unter grüner Regie stehenden Umweltministeriums in Hessen steht jedenfalls auch, dass es Autobesitzern nicht ohne weiteres zugemutet werden darf, dass sie ihr Auto nicht mehr benutzen bedürfen, wenn damit ihre Existenz gefährdet wäre. Das muss dann gegebenfalls von einem Steuerberater nachgewiesen werden. Auch, dass eine Anschafffung eines umweltkonformen Wagens aus existenziellen Gründen unzumutbar ist.
Rare Vögel
Der Nabu Hessen in Wetzlar macht auf ein anderes echtes oder wenigstens subjektiv so gefühltes Winter- und Jahreswechselphänomen aufmerksam: Es gibt weniger futternde Amseln und Meisen in unseren Gärten. Licht ins Vogel-Dunkel soll eine Wintervögel-Zählung vom 6. bis 8. Januar 2017 bringen, zu der der Nabu aufruft.
Man darf gespannt sein, auf dieses Jahr 2017. Langweilig wird’s nicht.….Und jetzt kommt erst mal gut rüber, liebe Mittelhessenblog-Freunde..
Müsli: Was hier günstig zu haben ist, wird in Rumänien für viele zur Luxusware Foto: v. Gallera
Nein, sie will nicht mehr zurück in ihre Heimat. Vor 5 Jahren war sie zuletzt in Rumänien. Seit 14 Jahren lebt sie in ihren neuen Heimat in Mittelhessen*. „Ich verstehe, warum die Leute wütend sind und gegen die Korruption kämpfen, sagt die Frau. Sie ist in den 40ern. Hier verheiratet .
Sie arbeitet im Gastrobereich in einer mittelhessischen Stadt. „Stellen Sie sich vor, Sie müssen eine Familie ernähren und haben nur 300 Euro im Monat”, sagt sie. Ja, aber die Lebenshaltungskosten, die seien doch billiger als in Deutschland. Sie lacht nur kurz. „Das war mal so, sicher. Heute ist das Leben in Deutschland bei manchen Grundnahrungsmitteln billiger als in Rumänien — bei im Vergleich wesentlich höheren Löhnen”, klärt sie auf. Die Meinung von den billigen Lebenshaltungskosten wird auch im Internet am Kochen gehalten. Durchaus auch durch Portale, die aus Rumänien direkt berichten. In deutscher Sprache. Wie etwa die ADZ. Die Allgemeine Deutsche Zeitung für Rumänien. Die ADZ berichtet 2014 :
„Lebenshaltungskosten in Rumänien bei 57 Prozent des EU-Schnitts”. Schon damals korrigieren Portalbesucher den Eindruck, den die ADZ verbreitet. Weder wäre es richtig, dass Rumänien im Vergleich etwa zu Bulgarien oder Griechenland etwa ein günstiges Urlaubsland wäre, noch wären etwa Lebensmittel günstiger als in Deutschland.
Zur gleichen Zeit berichtet indes ein Austauschstudent der Uni Augsburg von seinen Erlebnissen. So habe er für Pizza in der Hauptstadt 3 Euro bezahlt. Dagegen wären die Zimmer für Studenten direkt in der Hauptstadt teurer, 100 Euro im Monat, während etwa die Zimmer in der Hafenstadt Constanta (Konstanza) 25 Euro im Monat kosteten.
Ihre Verwandtschaft, sprich ihre Eltern, lebt noch in Rumänien. Sie hole sie jedes Jahr immer wieder nach Deutschland. Für die Eltern wäre die Fahrt zu teuer. Sie berichteten ihr regelmäßig über die Entwicklung, die ihre alte Heimat nähme. Ihre Entscheidung, seinerzeit nach Deutschland zu gehen, habe sie nicht bereut.…Jemals überlegt, wieder zurückzukehren? „Was sollte ich dort…Das Land ist zerrüttet..Außerdem habe ich hier jetzt meine Familie, bin hier verheiratet.” Das würde gar nicht gehen. Ein normales Müsli, wie man es im Discounter oder auch im Supermarkt kaufen könne, würde hier 1,50 Euro oder vielleicht bis zu einem Euro mehr kosten. Sicher gibt es hier auch Müsli für 5, 6 oder auch 7 Euro…Aber das sind hier dann schon Edelmüslis. In Rumänien bezahlt man für das normale Müsli wie hier für das Edel-Müsli”. Sie nennt diese Preise nur als Beispiel und rechnet Gehälter dagegen.
„Hochglanzkliniken” mit Medikamentenwartezeit
„Sie werden das hier wahrscheinlich nicht gerne hören, aber mitunter war zumindest dies unter Ceaucescu noch besser: Die Menschen hatten in der Regel ihr Auskommen. Sie mussten nicht frieren, keinen Hunger leiden. Auch die medizinische Versorgung war gesichert”, so die Frau. Dass auf der anderen Seite Ceaucescu berüchtigt als Diktator war, sei die Kehrseite gewesen.….
Heute gäbe es „Hochglanzkliniken”, die etwa auch in Deutschland oder Österreich und Frankreich Werbung mit ihren günstigen Behandlungskosten machen würden. „Nur, wenn man dann dort ist, kann es passieren, dass man in einem supermodernen Zimmer liegt, aber ewig auf die nötigen Medikamente warten muss — weil sie einfach nicht da sind”, wirft die Frau das Licht auf einen anderen Aspekt.….Sie könne verstehen, dass die Leute einerseits wütend sind und sich über die Aufweichung der Antikorruptionsgesetze aufregen, gerade bei Abgeordneten müsse man da aufpassen — auf der anderen Seite können sie jeden ihrer Landsleute verstehen, die versuchen, sich mit ihrem Wissen oder auch ihrem Leistungswillen in westlichen EU-Ländern ein neues Leben aufbauen wollen. Weil es in ihrer Heimat nicht mehr funktioniert. Quasi im Hinterzimmer Deutschlands. Deswegen habe sie vor kurzem einem jungen Mann aus ihrer Bekanntschaft quasi privates Asyl gewährt, damit er sich hier eine neue Existenz auffbauen könne. Wie sie hilft er zunächst auch im Gastrobereich aus.
*Wir haben unserer Gewährsfrau redaktionellen Schutz zugesichert. Deswegen gibt es keinen näheren Hinweis auf Namen und Ort.
USA 1939: Ein Afroamerikaner trinkt in Oklahoma City aus einem Wasserbehälter, der ausschließlich Farbigen vorbehalten ist. Elle-Chefredakteurin Katell Pouliquen muss am 10. Februar 2017 erleben, dass sie beim Einkaufen in ihrer bretonischen Heimatstadt St. Brieuc mit ihren beiden Söhnen, die dunkelhäutig sind, ebenfalls wegen deren Hautfarbe beschimpft wird.…..Bild: Wikipedia.fr Russell Lee, 1939
Ist es die Wucht der Bilder, die darüber entscheidet, was in den Nachrichtenstrom gelangt? Brennende Autos, fliegende Steine, sie scheinen mehr herzumachen, als zwei Kinder und ihre Mutter, die in einem Ladengeschäft plötzlich angegangen werden: „Verschwindet von hier, dreckige Neger” — Diese Worte bekam Katell Pouliquen zu hören. Zufällig geriet der Mann, der ihr diese Worte an den Kopf warf, damit an die Falsche. Sie ist Chefredakteurin der Elle.
Pouliquen duckt sich nicht weg, sondern macht ihrem Ärger Luft. Darüber, dass 70 Tage vor den französischen Präsidentschaftswahlen solche Worte möglich sind, dass sie überhaupt möglich sind. Warum diese Geschichte im Mittelhessenblog steht? Weil wir auch in Mittelhessen, insbesondere in Gießen, rund 140 Nationen haben, die miteinander leben, miteinander auskommen müssen. Dass jeder sich an Regeln halten muss, ist eine Selbstverständlichkeit. Beleidigen ist ein Regelbruch. Beleidigungen wegen der Hautfarbe erst recht. Egal,wer das macht.
Wir bringen hier ihren auszugsweisen übersetzten und mit redaktionellen Ergänzungen versehenen Eintrag aus ihrem Facebook-Profil,wie er bei Elle erschienen ist und inzwischen auch von englischsprachigen Medien zitiert wird.…An dieser Stelle Dank an Peter Jebsen für entscheidende Hinweise auf englischsprachige Medien.
Auf ihrem Facebook-Profil fragt Katell Pouliquen,ob sie sich 2017 in Frankreich,überhaupt in Europa Sorgen machen muss,weil ihre Kinder eine andere Hautfarbe haben. Quelle: Screenshot FB-Profil Pouliquen
„Meine farbigen Kinder sind mein Glück und mein Stolz” beginnt Katell Pouliquen ihre Notiz auf ihrem Facebook-Profil. Wenn ihre Kinder sie fragen, würde sie ihnen sagen, dass sie nicht 50 Prozent der einen Kultur und 50 Prozent der anderen Kultur in sich trügen, sondern 100 Prozent die eine, zu 100 Prozent die andere. Sie also doppelt reich sind. Stärker, schöner. Sie liebe ihre Haut, ihre Haare, ihre Augen, ihr Lachen. Sie sei ihre Mutter.
Sie bemühe sich, dass ihre Kinder ohne Angst und Gefahr aufwüchsen („Je les éveille au monde sans les effrayer.”) . Von Martin Luther King erzähle sie, sie hätte ihren Kindern eine kindgerechte Version seiner Autobiographie geschenkt. Genauso die Geschichtensammlung „Meine schwarzen Sterne” mit unbekannten Schicksalen,zusammengetragen von Lilian Thuram. (Thuram ist Rekordspieler der französischen Fußballnationalmannschaft, inzwischen im Ruhestand). Er hat das Buch ihrem ältesten Sohn gewidmet. Der Marcus heiße wie sein eigener. Marcus wie Marcus Miller oder Marcus Aurelius (römischer Kaiser und Philosoph) .
Sie beschreibt ihr Leben in Paris. Wohin sie nach ihrem Abitur in Saint Brieuc zum Studium der Politikwissenschaften gekommen sei. In dem Viertel, in dem sie lebe, gehe es multikulturell zu. Keiner störe sich am anderen. Sie habe herausgewollt, um der Enge zu entfliehen. Dennoch kehre sie immer wieder gerne nach Saint Brieuc zurück. Um bei „Leclerc” einzukaufen, wenn sie ihre Mutter besuchen. Und die Jungens würden den „Leclerc” lieben. Es gebe einen großen Spielplatz. Und dann der Schlag ins Gesicht. Ausgesprochen von einem knapp 60jährigen Mann, in Gegenwart seiner schweigenden Frau: „Verschwindet, dreckige Neger”.….Das alles ist am 10. Februar geschehen. In der gleichen Woche, als in Aulnay-Sous-Bois ein junger Schwarzer,Theo, von einem Polizisten misshandelt wurde, als Luc Poignant von der französischen Polizeigewerkschaft SGP-FO dazu feststellte, das Wort Bamboula sei immer noch zutreffend, wenn auch nicht erwünscht (als „Affe” bzw Synonym für Schwarze) . Mit dieser Bemerkung sorgte Poignant für Aufregung. In Deutschland berichtete darüber unter anderem die FNP am 14. Februar näher. Schließlich twitterte am gleichen Tag Ehrenrichter Philippe Bilger:
Tweet Philippe Bilger, 10. Februar 2017
Bilger bedauert darin die radikale, rassistisch aufgeladene Umdeutung des Wortes, das zu seinen Studienzeiten eher ein Synonym für einen gemütlichen Kneipenbummel mit Freunden war. In Deutschland ist das ähnlich klingende Wort Bambule eher mit Protestkultur aus der linken und linksradikalen Szene in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts aufgeladen worden. Im Ursprung stammt es aus der Gaunersprache.
Schließlich macht Pouliquen noch auf einen Aufruf von Alain Avello auf dessen Facebook-Profil aufmerksam. Avello ist Mitglied der Strategiekommission von Marine Le Pen. In seinem Profil, so schreibt Elle-Chefin Pouliquen, habe der FN-Politiker zur „Zoophilie” mit Christiane Tsaubira „eingeladen”. Tsaubira war bis zum 27. Januar 2016 französische Justizministerin, gebürtig aus Cayenne, Französisch-Guyana. Sie war an Reformentwürfen für das franzöische Justizwesen beteiligt und war unter anderem deswegen zurückgetreten, weil sie sich auch nach den Anschlägen des 13. November 2015 sich der Forderung widersetzte. wegen Terrorismus verurteilten Straftätern die französische Staatsangehörigkeit zu entziehen.
In ihrem Facebook-Eintrag erinnert sie schließlich an einen Brief, den der US-Schrifsteller Ta-Nehisi Coates aus Baltimore an seinen Sohn geschrieben habe. Er schreibt von der Angst, die nur von der anderen Hautfarbe herrührt..Er richtet seinen sorgenvollen Brief an seinen Sohn. Veröffentlichte ihn 2016. Pouliquen fragt nun, 70 Tage vor den Präsidentschaftswahlen, welchen Brief sie ihren Söhnen schreiben solle. Sie sei wütend. Sehr wütend.….
Eine namenlose Quelle speist diesen Hangabbruch in einer Wiese im Oberen Verstal zwischen Biebertal und Lohra. Foto: v. Gallera
Ist die Wüste plötzlich grün — oder liegt das mittelhessische Kirchvers plötzlich in einer arabischen Landschaft? Keineswegs. Natürlich war die Nachricht über den Wadi ein Aprilscherz. Aber mit einem wahren Kern.
Der „Wadi” ist in Wirklichkeit Teil einer Wiesenabbruchkante im Gebiet des Oberen Verstal zwischen dem Lohraer Ortsteils Kirchvers und des Biebertaler Ortsteils Frankenbach. Frankenbach liegt noch im Landkreis Gießen, Kirchvers schon im Landkreis Marburg-Biedenkopf. Die beiden Orte sind immer wieder Stationen für Wanderer und Radfahrer, führen doch etliche Wanderwege wie der Elisabethpfad durch das Gebiet. Eine, gerade bei trockenem Frühlings-, Frühsommer- oder Herbstwetter, ideale Wandergegend.
Der Wiesenwadi liegt an einem Wirtschafts-, Wander- und Fahrradweg, der Frankenbach und Kirchvers verbindet. Foto: v. Gallera
Der „Wadi”, den wir am 1. April vorgestellt haben, liegt oberhalb eines asphaltierten Wirtschaftswegs, der Frankenbach und Kirchvers verbindet, in einer Wiese. Auf einem Teil ist die Erde auf einer Länge von rund 20 Metern abgebrochen und bildet eine stellenweise bis zu 60 Zentimeter hohe Abbruchkante. Von Gelände oberhalb drückt eine Quelle Wasser in die Wiese, das sich an der Oberfläche weiträumig seinen Weg bahnt und weiter unten dann am Fuß der Abbruchkante eine mehrere Quadratmeter große, flache, derzeit mit Algen bewachsene Wasserstelle bildet. In der Wasserstelle selber bilden einige kleinere Erdhügel Landeplätze für kleinere Wasser liebende Vögel. Das zumindest verraten Spuren im Ufermatsch und kalkige Kotspuren auf den Erdhaufen.
Wie entsteht der Eindruck, es handele sich um eine größere, seenartige Wasserfläche oder eben einen Wadi? Es ist immer eine Frage der Perspektive und des Aufnahmewinkels. Was die optische Täuschung begünstigt: Manche Strukturen sehen sich zum Verwechseln ähnlich, so wie fraktale Strukturen -die sich sowohl in uns kaum vorstellbaren kleinsten oder großen Formen immer wieder gleichen können.
Das Obere Verstal gehört noch zu Biebertal und ist eines der sogenannten Natura 2000 oder FFH-Gebiete. Laut Katalogisierung des Bundesamtes für Naturschutz ist es rund 85 Hektar groß, ist Heimat unter anderem von Pfeifengraswiesen oder so genannter feuchter Hochstaudenfluren. Die wiederum, so das BfN, seien in unserer Region einerseits noch häufig, aber andererseits doch durch Faktoren wie Grundwassserabsenkung oder Verbuschung und Aufforstungen gefährdet. Phänomene wie Quellstellen oder so genannte „Hangwasseraustritte” gehören laut BfN in einem solchen Gelände zu ganz normalen Erscheinungen.
So gesehen ist der Mittelhessenblog-Aprilscherz also einer mit einem hohen „Wahrheitskern”.….
Futter besorgen oder Gefiederpflege: Langeweile kommt im Storchennest im Naturschutzgebiet in der Gänsweid bei Hungen-Steinheim nicht auf. Foto: v. Gallera
Kein Betonmast und auch kein sonstige künstliche Nisthilfe: Im Einzugsgebiet des Trais-Horloffer Sees bei Hungen hat sich ein Storchenpaar dafür entschieden, ganz natürlich auf einem Baumstumpf in luftiger Höhe sein Nest zu bauen. Damit es sauber bleibt, benutzen die Störche die Methode Plumpsklo.
Ihr Nest haben sie auf einem abgestorbenen Baumstamm gebaut, der aus dem Weiher des Naturschutzgebietes Mairied von Rodheim und Gänsweid von Steinheim aufragt. Zum Beutemachen verlässt das Elternpaar abwechselnd immer wieder das Nest und sucht in den umliegenden Wiesen und Feuchtgebieten nach Fröschen, Mäusen, Insekten oder auch Käfern.
Mitten im Weiher steht der Baum, den sich ein Storchenpaar 2017 für sein Brutgeschäft im Hungener Ortsteil Steinheim ausgesucht hat. Foto: v. Gallera
Rodheim und Steinheim sind beides Ortsteile der im südöstlichen Teil des Landkreis Gießen gelegenen Stadt Hungen. Als das Naturschutzgebiet 1985 eingerichtet worden war, hieß es in der damaligen amtlichen Verordnung, die beiden Feuchtgebiete sollten als Rückzugsorte für gefährdete und seltene Vögel, Amphibien und andere Tiere eingerichtet werden.Betreut wird das Naturschutzgebiet nach diversen Forststrukturreformen vom Forstamt Wettenberg. Forststrukturreform heißt im Klartext: Die Reduzierung von Forstämtern und stellenweise Forstrevieren und die Vergrößerung der Flächen, die betreut werden müssen.Heute sind es nicht nur Störche, sondern auch weiße Höckerschwäne und Nilgänse, die dieses Gebiet für sich entdeckt haben.
Damals, vor nun mehr als drei Jahrzehnten, hatte der Weißstorch mit 2949 Paaren einen Tiefstand in Deutschland erreicht. Heute brüten wieder rund 4500 Storchenpaare in Deutschland. Bundesweit führt das Michael-Otto-Institut im Storchendorf Bergenhusen sowohl international wie national die Statistik über die Weißstorchbestände. In den mittelhessischen Landkreisen und der Wetterau geht es mit den Störchen aufwärts. 2015 kamen 69 Paare zum Brüten nach Mittelhessen. 2016 waren es schon 50 mehr. Der Nabu Hessen nennt für 2016 und 2015 diese Zahlen. 2015 ist in Klammern gesetzt. Die gesamten Zahlen für Hessen gibt es auf der hessischen Nabu-Seite.
Gießen:
Marburg-Biedenkopf:
Lahn-Dill:
Limburg-Weilburg:
Vogelsberg:
Wetterau:
19 (18)
16 (11)
2 (2)
keine Brutpaare bekannt
2 (2)
70 (48).
Während sich das Steinheimer Storchenpaar sein Nest im Weiher eingerichtet hat, hat quer über die Straße im anderen Teil des Naturschutzgebietes ein Schwanenpaar das Gelände für sein Brutgeschäft entdeckt. Fünf junge Schwäne wachsen dort gegenwärtig heran.
Die einen ziehen ihren Nachwuchs auf Baumstämmen heran. die anderen ziehen mit ihm früh durchs Wasser: Fünf junge Schwäne wachsen in Nachbarschaft der Störche heran. Foto: v. Gallera
Hoch lodern die Flammen dieses Sonnwendfeuers in Fellingshausen im Jahr 2015. Foto: v. Gallera
Für die Burschenschaft- und Mädchenschaft in Fellingshausen eine gute Nachricht: Die Kriminalpolizei bestätigt nach ihren Ermittlungen nun das, was Augenzeugen des Unglücksfalls während der Sonnwendfeier 2017 im zweitgrößten Ortsteil der Gießener Westkreisgemeinde Biebertal berichtet hatten. Der 23-Jährige, der in die Glut des niedergebrannten Feuers fiel und sich dabei verbrannte, lief aus freien Stücken durchs Feuer.
Nach dem Unglück kursierten erste Vermutungen über das Warum. Neben Drogen und Alkohol war auch davon die Rede, dass möglicherweise jemand beim Sturz des jungen nächtlichen Feuerläufers nachgeholfen haben könnte. „Das stimmt nicht”, sagte Pressesprecher Jörg Reinemer nun noch einmal auf Nachfrage. Die Zeugenaussagen zum Unglück hätten bestätigt, was schon seitens der Burschen- und Mädchenschaft festgestellt worden war: Der junge Mann hatte plötzlich die Absperrung des Sonnwendfeuers durchbrochen, war über die Glut gelaufen, gestolpert, verletzte sich und wurde dank schneller Hilfe direkt gerettet.
Ob Drogen oder Alkohol im Spiel waren, wollte Reinemer weder bestätigen noch dementieren. Die Lage des jungen Mannes, der immer noch in der Offenbacher Spezialklinik für Schwerbrandverletzte behandelt werde, sei inzwischen aber stabil. Wie Reinemer weiter sagte, stamme der junge Mann allerdings nicht aus Krofdorf, sondern aus Heuchelheim. Zuerst hatte es geheißen, bei dem jungen Mann handele es sich um einen Krofdorfer. Unter den Vermutungen, die nach der ersten Mittelhessenblog-Veröffentlichung in sozialen Netzwerken kursierten, tauchte schnell ein Hinweis auf, es könne sich stattdessen um einen Besucher aus Heuchelheim handeln. Diese Vermutung wurde nun durch die polizeiliche Ermittlungsarbeit bestätigt.
Kommentar: Für die Veranstalter und Organisatoren der Sonnwendfeier sind die veröffentlichen offiziellen Ermittlungsergebnisse der Kriminalpolizei mehr als eine gute Nachricht: Zum einen bekommen die Burschen und Mädchen amtlich bestätigt, alles richtig gemacht zu haben. Sie müssen sich nichts vorwerfen. Zum anderen schieben die Ergebnisse jeglicher Spekulation einen Riegel vor. Inwieweit und ob im Anschluss an die Gesundung des jungen Mannes juristische Verfahren noch andere Ergebnisse liefern werden, ist eine andere Sache. Allerdings dürften die polizeilich bestätigten Zeugenaussagen zumindest für die Veranstalter eine sichere Bank sein: Sie haben alles richtig gemacht. Eine wichtige Nachricht auch für künftige Veranstaltungen.
Ein Eurofighter auf dem Fliegerhorst Neuburg. Dort starteten am Freitagabend die Flieger, deren Doppel-Knall über Mittelhessen, Rhein-Main und Bayern zu hören war. Foto: Mulag, Wikipedia CC BY SA 3.0
Kurz vor 19 Uhr wurden die Menschen in der Region Mittelhessen, Rhein-Main und Franken von einem Doppelknall überrascht.
„Das waren Jets der Bundeswehr, die die Schallmauer durchbrochen haben”, erklärte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Mittelhessen auf Nachfrage. Die ersten Anrufe wegen des Doppelknalls habe es gegen 18.55 Uhr im Präsidium gegeben. „Die Bundeswehr hat uns bestätigt, dass hier Flieger auf einer Route aus dem Donauraum über eine Route Würzburg und Fulda Richtung Ruhrgebiet unterwegs waren”, hieß es weiter. Diese Angaben wurden ebenfalls von der Deutschen Flugsicherung in Langen bestätigt. Weitere Informationen lägen zu diesem Zeitpunkt (Freitag, 14. Juli, 20.47 Uhr) nicht vor. Auch beim für militärische Luftbewegungen im deutschen Luftraum zuständigen Luftfahrtamt der Bundeswehr in Köln lagen zu diesem Zeitpunkt noch keine weiteren Informationen vor, ebensowenig war der Leiter Flugsicherung des Standorts in Neuburg zu erreichen. Der Fliegerhorst wird vorrangig vom Taktischen Jagdgeschwader JG 74 benutzt.
Allerdings klärt das Luftfahrtamt der Bundeswehr über Einzelheiten zu Überschallflügen unter der Woche in einer Informationsschrift auf. Danach sind Testflüge, bei denen die Schallmauer durchbrochen wird, werktags von 8 bis 20 Uhr möglich. Von 12 bis 14.30 Uhr herrscht Mittagspause. Außerdem finden diese Testflüge in einer Höhe von rund 11 Kilometern (11000 Meter oder 36000 Fuß statt). Bei einem Überschallflug überschreitet das Flugzeug eine Geschwindigkeit von 1188 km/h.
Infonummern und Schadensregulierungen
Für Bürger, die sich näher informieren wollen, hat das Amt eine kostenfreie Telefonnummer eingerichtet: Unter 0 8 0 0 – 8 6 2 0 7 3 0 kann anrufen, wer sich beschweren oder einen Schaden durch einen Überflug melden will. Das Telefon ist von Montag bis Donnerstag von 8 bis 17 Uhr sowie Freitag von 8 bis 12.30 Uhr besetzt. Ansonsten läuft ein Anrufbeantworter oder man kann sich per Mail via FLIZ@bundeswehr.org oder via Fax über 02203–9082776 schriftlich an das Luftfahrtamt wenden.
Hat der Überschallknall eines Flugzeugs das Dach beschädigt oder für Risse im Fensterglas gesorgt oder andere Schäden verursacht, kümmern sich die verschiedenen Wehrbereichverwaltungen. Für Hessen und damit auch Mittelhessen ist die WBV in Wiesbaden zuständig. Zu erreichen via Telefon unter 0611–799-3105/3102 oder per Fax via 0611–799-1699 . Die Postadresse ist: WBV West, Dezernat II/6 Außenstelle Wiesbaden, Moltkering 9, 65189 Wiesbaden. Für den bayerischen Raum und damit auch die Region Franken ist die WBV in München zuständig: WBV Süd, Dezernat II/6 Außenstelle München, Dachauer Strasse 128, 80637 München. Telefonisch unter 089‑1249-2702 und per Fax über 089‑1249-2209
2016 hatte im September ein Überschallknall die Menschen in Mittelhessen und im Rhein-Main-Gebiet übrigens auch aufgeschreckt. Damals waren zwei britische Piloten für den Lärm verantwortlich. Sie flogen Eurofighter.
Wirtschaftlich steht der Asslarer Spezialpumpenhersteller Pfeiffer Vacuum so gut da wie nie. Dennoch sieht die Belegschaft nach einer „feindlichen” Übernahme durch die süddeutsche Busch-Gruppe vorsichtig in die Zukunft. Bild: v. Gallera
Dem langjährigen Vorstandschef Manfred Bender wurde überraschend kurzfristig der Vertrag gekündigt. Bildquelle: Pfeiffer Vacuum.
Mittelhessische Unternehmen wecken an anderen Orten der Republik Begehrlichkeiten. Zu Beginn der 2000er Jahre war es Buderus in Wetzlar . Nun ist es Pfeiffer-Vacuum im Nachbarort Aßlar. Bei Buderus war es Bosch, heute ist es Busch. Beide Unternehmen aus Baden-Württemberg. Damit enden aber die Gemeinsamkeiten. Denn bei Buderus stimmten die Aktionäre mehrheitlich für die Übernahme. Während bei Pfeiffer-Vacuum von einer „feindlichen” Übernahme die Rede ist. Hinzukommt, dass der langjährige Vorstandschef Manfred Bender Knall auf Fall vom neuen Aufsichtsrat vor die Tür gesetzt wurde. „Aus wichtigem Grund”, wie es offiziell heißt. Die rund 700 Köpfe zählende Belegschaft wartet nun gespannt darauf, wie es weitergeht.
Europa-AG kontrolliert nationale AG
Busch und Pfeiffer-Vacuum sind beides mittelständische Unternehmen, jeweils in ihren Sparten der Vakuum-Pumpenherstellung Weltmarktführer oder zu den führenden Unternehmen zählend. Nur: Das eine (Busch) ist eine nicht börsennotierte so genannte Europa-AG, offiziell Societas Europaea (SE). Dies allerdings, nach Eintragungen in diversen Auskunfteien, erst seit 24. Oktober 2016. Solche Gesellschaften unterliegen übergeordneten europäischen Rechtsnormen, die von nationalen Rechtsvorschriften abweichen können. Vorrangiges EU-Ziel bei der Schaffung dieser Rechtsform war 2004 bei Gründung von Gesellschaften in der EU oder im europäischen Wirtschaftsraum einen einheitlichen Rechtsrahmen zu schaffen.
Nach Ansicht des Deutschen Gewerkschaftsbundes ist diese spezielle Rechtsform eine Nische geblieben und habe sich nicht durchgesetzt. Das war vor vier Jahren. Von rund 1700 SE war die Rede. Aktuell, zum Stichtag 29. November 2017, registriert das Europäische Gewerkschaftsinstitut Etui auf seiner Datenbank 2903 neue SE. Also rund 1200 weitere neue SE.
Das Maulburger Unternehmen, das nach dieser Änderung seiner Rechtsform seinen Sitz laut offiziellem Eintrag in der Etui-Datenbank in Freiburg hat, sitzt tatsächlich, laut Impressum seiner Website mit allen drei GmbH-Gesellschaften nachwievor in Maulburg. Auf einer anderen Seite des Unternehmens wird auch auf die SE hingewiesen. Die hat demnach ihren Sitz auch in Maulburg. Die Kontrolle des 1963 von Karl Busch gegründeten Vakuum-Pumpenherstellers liegt komplett in den Händen der Unternehmerfamilie. Zahlen, Hinweise auf die wirtschaftliche Entwicklung findet man auf der Website des Unternehmens bisher vergeblich. Rechtlich ist es allerdings so, dass auch eine Europa-AG einmal im Jahr ihre Zahlen veröffentlichen muss. Darauf weist unter anderem die IHK Frankfurt hin.
Wie es transparenter mit Impressumsangaben und Geschäftszahlen im Sinne der rechtlichen Vorgaben gehen kann, das zeigen unter anderem die Allianz und Fresenius aus Bad Homburg. Beides inzwischen Unternehmen, die für sich auch die Rechtsform der SE gewählt haben . Laut einer Veröffentlichung des Handelsblatt werde die neue Rechtsform allerdings bevorzugt von Familienunternehmen gewählt. Ein Motiv sei, dass sie ihr Geld lieber nicht mehr Banken überlassen wollten, sondern es lieber über SE-Vermögensverwaltungs- und Beteiligungsgesellschaften für sich arbeiten lassen wollen.
Der mittelhessische Vakuum-Pumpenhersteller hat nun offensichtlich mit seiner Entwicklung nicht nur das finanzielle Aktionärs-Interesse des Pumpenherstellers aus dem Süden der Republik geweckt: Mit seiner Tochter Ayla Busch als neuer Aufsichtsratvorsitzender hat Karl Busch nun faktisch die Kontrolle über Pfeiffer-Vacuum. „Das zog sich ja nun schon über gut 18 Monate”, kommentierte aus Gewerkschaftssicht der erste Bevollmächtigte der IG Metall Mittelhessen, Stefan Sachs. Das Asslarer Unternehmen stehe wirtschaftlich mehr als gut da. Es sei in Topform, sehr gesund. In zwei Anläufen hatte Busch versucht, über Aktienkäufe Einfluss auf Pfeiffer-Vacuum zu bekommen. In der Wirtschaftsfachpresse wurden diese Versuche unterm Strich als „feindliche Übernahme” bewertet.
Wie es nun mit den rund 700 Mitarbeitern der Stammbelegschaft in Asslar weitergehen soll, insbesondere, ob sich Busch, der im eigenen Haus ohne tarifvertragliche Vereinbarungen auskommt, an die in Asslar geltenden Tarifvereinbarungen hält, „das beobachten wir”. „Wir wollen zwar keinen Kampf, aber wir scheuen uns im Ernstfall auch nicht davor”, so Sachs auf Nachfrage. Aus Maulburg zumindest berichten Brancheninsider, „dass es so etwas wie tarifähnliche Regelungen gibt. Weihnachts- und Urlaubsgeld etc..Nur eben, einfach ausgedrückt, alles auf freiwiliger Basis, ohne wirklichen Rechtsanspruch”. In Asslar blicke man jedenfalls vorsichtig optimistisch in die nähere Zukunft.
Was als positives Zeichen gewertet wird, sei das Vorgehen bei der Neubesetzung des Vorstands. Mit Dr. Eric Taberlet wurde jemand an die Spitze gesetzt, der wie der „aus wichtigem Grund” gekündigte bisherige Vorstandschef Manfred Bender auch von Pfeiffer Vacuum selber kommt. Ebenfalls ein Eigengewächs ist Nathalie Benedikt, die ab sofort für das Controlling (Finanzen) im Vorstand als CFO zuständig ist.
Offiziell wurde Bender aus „wichtigem Grund” ohne nähere Erläuterung nach dem Wechsel im Vorsitz des Aufsichtsrats fristlos entlassen. Grundlage dafür ist rechtlich der §626 BGB. In der Praxis beschreiben einschlägige Fachkanzleien Gründe für eine Vorstandskündigung mit schwerwiegenden, im äußersten Fall, auch strafbaren Handlungen, die dem Unternehmen schaden oder geeignet sind, das Vertrauensverhältnis zu erschüttern. Bender hatte noch im Mai 2017 vor der Hauptversammlung in einem Interview öffentlich das Vorgehen der süddeutschen Unternehmerfamilie als „Trickserei” und gegen das Unternehmens-Interesse gerichtet bezeichnet. Bereits im Oktober war der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Michael Oltmanns seiner Absetzung durch Rücktritt zuvorgekommen.
Die jetzige Aufsichtsratsvorsitzende Ayla Busch hatte ihm mangelnde Professionalität, fehlende Unparteilichkeit und wirtschaftliche Eigeninteressen vorgeworfen. Bender hatte in seinem Interview im Mai 2017 zu diesen Vorwürfen Stellung genommen. Zum einen seien die Vorwürfe durch die Kanzlei Hengeler Müller (Düsseldorf, Red. Anmerkung) geprüft worden und hätten sich als haltlos erwiesen. Dazu muss man wissen, dass Hengeler Müller Pfeiffer Vacuum beim zweiten Übernahmeversuch durch Busch beraten hatte. Auf der anderen Seite steht Benders Hinweis, dass Busch zum einen über den Ausgang dieser Untersuchung Bescheid gewusst habe und andererseits Oltmanns Wiederwahl in den Aufsichtsrat 2016 selber noch zugestimmt hätten.
Kommentiert: Ältere Mittelhessenblogleser werden sich vielleicht noch an die US-Wirtschaftsoperas Dallas und Denver erinnern, wo auch mit heftigen Bandagen um Macht und Marktanteile gerungen wurde und mitunter Gesetze für die eigenen Zwecke hingebogen wurden. Nun ist das drei Jahrzehnte her und spielte in den USA. Nun, scheint’s, spielen sich solche Szenen rund um die Chefetage eines bekannten mittelhessischen Hidden Champions (2011) ab. Sicher: Was rechtlich zulässig ist, kann nicht als illegal angefochten werden. Nur: Klingt schon die Auftaktmusik beim Kampf um ein Unternehmen schräg, fragt sich, wie es dann ist, wenn der eigentliche Einsatz kommt. Sprich: Faktisch neue Eigentümer (oder tonangebende Großaktionäre) die Zügel in der Hand halten. Kann man ihnen trauen oder nicht trauen?
Petra Waldschmidt und Andrea Rupp (r.) freuen sich über das Echo, dass der erste Weihnachtsmarkt auf der Burg Hohensolms findet. Bild: v. Gallera
Es war ein Risiko und am Morgen mussten die Jäger helfen, damit die Aussteller es auf den Burgberg in Hohensolms schafften. Aber das Risiko hat sich nach Einschätzung von Petra Waldschmidt, Andrea Rupp und Hartmut Geller gelohnt. Rund 1000 Besucher zog es auf den ersten gemeinsamen Weihnachtsmarkt am höchsten Ort der östlichen Lahn-Dill-Kreis-Gemeinde Hohenahr.
Bekannt ist die Burg Hohensolms eher als evangelische Jugendburg und Tagungsort. Dass die Burg des höchstgelegenen Ortsteils der Gemeinde Hohenahr im Lahn-Dill-Kreis an der Kreisgrenze zum benachbarten Kreis Gießen auch ein Platz für einen Advents- oder Weihnachtsmarkt sein könnte, war eine Idee, die schon vor einigen Jahren in den Köpfen einiger Erdaer und Hohensolmser wuchs. Nun aber wurde sie von Petra Waldschmidt und Andrea Rupp, unterstützt von Hartmut Geller, auf den Weg gebracht und jetzt am 3. Dezember in die Tat umgesetzt.
Bisher hatten Weihnachts- und Adventsmärkte eher im Tal, im Hauptort der Gemeinde, in Erda stattgefunden. Nur die hätten zuletzt immer weniger Zulauf gehabt, am Ende habe es sogar eine mehrjährige Pause gegeben, berichteten Weihnachtsmarktgäste auf Nachfrage. Hohenahrs Bürgermeister Armin Frink bestätigte das. 2013 hatte in Erda der 28. Weihnachtsmarkt stattgefunden, der damals vom Verschönerungsverein ausgerichtet worden war. „Das war eine Veranstaltung, die von Erda aus für Erda stattgefunden hatte”, so Frink. Außerdem hätten noch brandschutzrechtliche Vorschriften mit hineingespielt: Ein Raum, der im Rathaus zum Kaffeetrinken zur Verfügung gestellt worden war, hätte nicht mehr für diese Zwecke verwendet werden dürfen.
Mit dem Markt oben auf der Burg waren es nun gleich zwei Premieren: Einmal überhaupt der erste Weihnachtsmarkt auf der Burg und zum anderen ein Markt für die gesamte Gemeinde Hohenahr. Seit neun Jahren gibt es zwar auch einen Markt, der in Altenkirchen stattfindet, getragen von Verein Oiggel und Belleser — nur eben ein Markt, der für die gesamte Gemeinde stattfindet, das ist eine Neuheit für die Gemeinde an der östlichen Kreisgrenze.
Die ersten Gespräche für den Weihnachtsmarkt auf der Burg hätten schon vor zwei Jahren stattgefunden. Damals sei es darum gegangen, überhaupt die Idee als solche zu prüfen. Mit Petra Waldschmidt und Andrea Ruppert als Initiatorinnen sei der Weg bereitet worden. Hartmut Geller habe zusätzlich Türen zu Vereinen und weiteren Akteuren geöffnet. Für Geller selber war der Einsatz, den Platz in dem alten Burggemäuer als Veranstaltungsort zu gewinnen, gleichzeitig Herzensangelegenheit und Heimspiel: „Ich bin direkt um die Ecke im damaligen Marstall geboren”, freute er sich am 3. Dezember über den Zulauf auf der Burg.
Für Hartmut Geller war es eine „Herzensangelegenheit”, die Burg und die Weihnachtsmarktidee zusammenzubringen. Bild: v. Gallera
Rein praktische Anlaufschwierigkeiten, die allerdings kaum vorsehbar oder schwer einzuschätzen waren, hatte es indes an diesem ersten Schneewochenende des Dezember 2017 auch gegeben: Der in der Nacht einsetzende Schneefall sorgte zwar für eine später traumhafte Weihnachtsmarktkulisse und lockte Wintersportfreunde auf den Berg. Gleichzeitig aber hatten die Aussteller damit zu kämpfen, überhaupt erst einmal zum Ausstellungsgelände auf der Burg zu kommen. Der Räumdienst der Gemeinde sei zwar unterwegs gewesen und hätte gestreut, so Frink. „Aber irgendwann bildet sich bei andauerndem Schneefall dann doch ein Schmierfilm”, so der Bürgermeister. Deswegen, berichtet Hartmut Geller am Abend, sei es gut gewesen, dass die Jäger, die am Markt teilgenommen hatten, mit ihren Wagen den anderen aus schwierigen Lagen herausgeholfen hätten.
Bis zum Ende gegen 21 Uhr hatten rund 1000 Besucher den ersten Weihnachtsmarkt auf der Burg Hohensolms besucht. Bild: v. Gallera
Genauso hatten Petra Waldschmidt, Andrea Rupp und ihre Mitstreiter kaum mit dem Ansturm gerechnet. „Is‘ aber besser so, als wäre kaum jemand gekommen” erfuhren die beiden Initiatorinnen ohne es zu wissen bei der langen Toilettenwarteschlange im Eulenturm ihre Bestätigung durch die dort wartenden Marktgäste..Am Ende seien es rund 1000 Besucher gewesen, die aus Hohenahr und Orten aus dem Umland auf den Burgberg geschafft hatten — um Selbstgebasteltes zu kaufen, von weiter verarbeitetn ehemaligen T-Shirts und Socken über aufwendig gestaltete Weihnachts- und Adventsdekorationen bis hin zu den klassischen Verpflegungen. Allen gemeinsam eines: Keine der üblichen professionellen Marktbeschicker, wie man sie auf den großen und größeren Weihnachtsmärkten in Gießen, Marburg, Wetzlar oder Limburg findet, sondern Menschen, die neben ihren eigentlichen Berufen ihre kreativen Hobby pflegen und deren Ergebnisse dann auf solchen Märkten präsentieren…Natürlich in der Hoffnung, dass außer „Wie toll ist das denn”-Kommentaren ihre Hobbyarbeit gegen einige Euro auch wieder Liebhaber findet…
Begleitet wurde das Marktgeschehen von einem Eröffnungsgottesdienst, einer Ansprache des Bürgermeisters als Schirmherrn sowie Chorauftritten des Kindergarten Hohensolms und der Chöre der neuapostolischen und der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde Erda einschließlich des Nikolausbesuches. Die Den Abschluss dieses Rahmenprogramms bildete schließlich der Auftritt der Jagdhornbläser der Jägervereinigung Wetzlar.
Während die Jagdhornbläser aus Wetzlar jagdtypische Signale spielten, wurden nebenan Würste von Wildschweinen aus den umliegenden Wäldern verkauft. Bild: v. Gallera
Kommentiert: Eine gute Idee, die Jugendburg Hohensolms auch für ein Projekt wie den Weihnachtsmarkt für die gesamte Gemeinde zu öffnen. Das hängt wiederum am guten Willen aller Beteiligten. Guter Wille ist auch die Grundlage für etwas anderes: Das fallweise Herunterregeln der akustischen Konkurrenz von kirmestypischer Rockmusik aus Lautsprechern, die schon aus technischen Gründen lauter ist als ohne jegliche Verstärkung vorgetragener Chorgesang. Adventliche Posaunen- und Chormusik gehören nun einmal zu einem traditionellen Weihnachtsmarkt — sonst wäre es ein x-beliebiger Kunsthandwerkermarkt, nur eben im Winter. Den Veranstalterinnen ist jedenfalls zu wünschen, dass ihre Arbeit auch künftig gewürdigt und unterstützt wird. Am Ende gewinnt davon eine ganze Region. Denn wer weiß, ob es neben diesem ersten Markt dann vielleicht noch andere Ereignisse auf der Hohenahrer Hausburg gibt. Mit Strahlkraft auch in die benachbarten Gießener Westkreisgemeinden. Ein Wettstreit von Burg zu Burg gewissermaßen.
Wer auf diese zentralen Infolinks der hessischen Regionalforen klickt, landet aktuell auf Fehlermeldungen (Stand 21.02.2019). Quelle: Hessische Regionalforen. Bearbeitung: v. Gallera, Mittelhessenblog
Gibt es Jubiläen zu feiern, gibt es getreu dem Zeitgeist in der Regel dazu auch eine Website. Vor allem, wenn es sich um öffentliche Institutionen handelt. 2018 war so ein Jahr. Da feierte Hessen nämlich 25 Jahre Regionalentwicklung. Für die Regionalentwicklung gibt es so genannte Regionalforen. In Hessen heute 25. Vielleicht. In Mittelhessen sieben. Um es vorwegzunehmen: Es geht um eine öffentliche Website mit vielen Links, die ins Nichts oder in den Wartungsmodus führen. Sitz des Vereins Hessische Regionalforen ist Alsfeld.
25 oder 24 Regionen in Hessen?
Die Rede ist von den Hessischen Regionalforen. Davon soll es heute 25 geben. Das geht aus dem Angebot der Vogelsberg-Consult in Alsfeld hervor, deren Geschäftsführer Thomas Schaumberg gleichzeitig als Herausgeber für die Hessischen Regionalforen auf deren Website als verantwortlicher Ansprechpartner genannt wird. Am 17. August 2018, als das 25-jährige Bestehen der Regionalforen gefeiert wurde, waren es offiziell noch 24. Darüber informieren sowohl die Website wie auch ein PDF-Dokument mit dem Programmablauf der Feier. Und aktuell sprechen andere wie die der Vitalen Orte Hessen ebenfalls noch von 24 . Bei den Vitalen Orten steht das hessische Umweltministerium als verantwortlicher Herausgeber im Impressum.
Ernstgemeinte Information oder ein vergessener Flüchtigkeitsfehler? Bei Vogelsberg Consult ist von aktuell 25 hessischen Regionalforen die Rede. Aber nur dort. Quelle: Vogelsberg Consult. Bearbeitung: v. Gallera, Mittelhessenblog.de
Grundlage dieser Foren ist das LEADER-Programm der EU. LEADER steht für „Liaison Entre Actions de Développement de l’Économie Rurale”, was soviel heißt wie: Verbindung zwischen Partnern (wörtlich: Aktionen) zur Entwicklung der Wirtschaft im ländlichen Raum. Dieses LEADER-Programm wiederum ist eingebettet in eine andere Maßnahme der EU: Die ELER-Maßnahme. Das Kürzel steht für : Europäischer Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des ländlichen Raums.
Für dieses Programm stellt die EU in Zeitperioden Fördermittel zur Verfügung, die um nationale Förderausgaben ergänzt werden. Es geht also um öffentliche Gelder. Öffentliche Gelder finanzieren sich in der Regel über Gebühren und Steuern. Sprich: Beamte oder öffentliche Angestellte oder Auftragnehmer der öffentlichen Hand werden aus diesen Finanzquellen finanziert.
Neun Milliarden EU-Fördergelder
Im ELER-Topf, der als Dach über dem LEADER-Programm steht, wurden für den Zeitraum 2014–2020 eine Gesamtsumme von 8,3 Mrd Euro für den gesamten EU-Raum bereitgestellt plus weitere 1,1 Mrd. Euro nationale Umschichtung pro Land. Dazu kommen nationale Mittel.
Aus diesen öffentlichen Geldern werden unter anderem auch die Ausgaben finanziert, die für die Erstellung von Website nötig sind. Nun ist das für sich genommen nichts, das vorzuwerfen wäre.
Wohl ist aber zu kritisieren, wenn kaum, dass ein Anlass vorbei ist, es den Anschein hat, als ob dieser Website keine Beachtung mehr geschenkt wird oder sie nicht mehr gepflegt wird. Zumindest, wenn es darum geht, das Angebot für Besucher mit durchschnittlichen Internetkenntnissen in einem Zustand zu halten, das auch diese einfach an wichtige Informationen herankommen können — wie dies zum Beispiel bei Linkangeboten der Fall ist, die der Anbieter selber für wichtig zu halten scheint. In diese Fall sind es die Verweise auf das hessische Wirtschaftsministerium und das Bundeslandwirtschaftsminsterium. In beiden Ministerium haben sich seit August 2018 die Hinweise auf die Förderung des ländlichen Raums geändert. Das Mittelhessenblog bringt hier die korrekten Links. Zum Stand 21. Februar 2019 produzierten beide Seiten die Fehlermeldung 404 für nicht mehr unter dem aufgerufenen Link auffindbare Seiten.
Merkwürdigkeiten im Impressum
Sieht man sich die Seite der Hessischen Regionalforen und die der nordhessischen LEADER-Region Diemelsee-Nordwaldeck genauer an, fallen zwei Firmennamen auf, die verantwortlich für das Design und die redaktionelle Betreuung sind. Hasecke-Computer und Bioline. In der Regel nicht besonderer Erwähnung wert, wenn das wie üblich, im Impressum oder in den technischen Kontaktdaten oder beidem genannt wird. Nur in beiden Fällen gibt es einige wenige Auffälligkeiten, die man im offiziellen Auftritt einer Organisation der öffentlichen Hand eher nicht vermutet.
In einem Impressum sollten neben den einschlägigen rechtlichen Hinweisen in der Regel diejenigen stehen, die als Ansprechpartner bereitstehen. Die Website der Hessischen Regionalforen bietet nun selbst über eine interaktive Karte den Kontakt zu den Auftritten der dort insgesamt 24 an. So unterschiedlich diese Seiten auch sein mögen, dort, wo es auf das rechtlich Wesentliche ankommt, stehen alle einwandfrei da.
Nur eben die Seite der Region Diemelsee-Nordwaldeck fällt mit ihren Angaben im Impressum und bei den Kontakten etwas aus dem Rahmen. Wie die Zentralseite der Hessischen Regionalforen.
Im Impressum der Region Diemelsee-Nordwaldeck gibt es einen Hinweis auf den Vorsitzenden des Trägervereins. Er ist der Bürgermeister der Stadt Diemelsee, Volker Becker. Erreichbar auf der Seite des Regionalmanagements unter den Daten seines Dienstsitzes als Bürgermeister. Nur die Mailadresse weist direkt auf das Regionalmanagement.
Das Regionalmanagement wiederum kann unter dem Menüpunkt „Kontakt” erreicht werden und weist auf das Planungsbüro Bioline mit einer c/o- Adresse hin. Die Mailadresse für das Regionalmanagement ist zwar die gleiche wie im Impressum. Sie weicht indes in einer Kleinigkeit ab: Während im Impressum das klassische Zeichen @ verwendet wird, taucht hier nun „at” auf. Das verwendet man dann, wenn man nicht will, dass eine Adresse automatisch ausgelesen werden kann. Das kann man so machen, nur ist es nicht ohne weiteres logisch, es einmal so und dann wieder anders einzurichten.
Wer auf die Idee kommt, nun direkt nach dem für die technische Betreuung und die Gestaltung der Seite der Region Diemelsee-Nordwaldeck zuständigen Softwarebüro im Internet suchen zu wollen, um sich auf elektronischem Weg mit dem Büro in Verbindung zu setzen, hatte damit zumindest noch bis zum 9. Januar 2016 Glück, wie das Internetarchiv Wayback verrät. Aktuell ist die Seite im Wartungsmodus.
Vollständig ins Leere läuft die Suche nach einem direkten Mailkontakt oder einer Website des Planungsbüros Bioline. Denn hier gibt es aktuell nur ein „Diese Präsenz ist derzeit nicht verfügbar” . Das war nicht immer so. Wie schon beim Softwarebüro gibt Wayback Auskunft, dass Bioline zumindest noch bis zum 9. Januar 2016 mit einer eigenen Website erreichbar war. Zumindest die klassischen postalischen und telefonischen Kontaktdaten der beiden Unternehmen tauchen noch auf den Webseiten der nordhessichen Region und der Zentralseite der Hessischen Regionalforen auf, zumindest gilt dies für Bioline.
Blickt man nun auf das Impressum der Zentralseite der Hessischen Regionalforen, taucht die gleiche Handschrift auf: Das c/o für das Planungsbüro, dafür allerdings ganz klein am Fuß des Internetauftritt der Verweis unter dem Copyright auf das verantwortliche Softwarebüro Hasecke-Computer. Für 2015 zumindest steht fest, dass das Büro Bioline Aufträge zur Erstellung regionaler Entwicklungskonzepte vom Land Hessen übernommen hatte. Die Waldecker Landeszeitung berichtete vor drei Jahren über 1,5 Millionen Euro, die das Land Hessen gezahlt hatte. Wieso nun vier Jahre später zumindest im Internet das Planungsbüro ohne eigene Website auftaucht, sondern nur als c/o-Adresse genannt wird, wird zumindest dort, wo es auf korrekte Angaben ankommt, nicht eindeutig erklärt. Fest steht, dass Inhaber Bernd Wecker als beauftragter Regionalmanager für die LEADER-Region Diemelsee-Nordwaldeck tätig ist.
Zumindest der Wartezustand der Website von Hasecke-Computer lässt sich über die Website des Business-Netzwerk Xing klären. Laut der Website der nordhesssischen Diemelsee-Nordwaldeck-Region ist Hasecke Computerservice für die Umsetzung der Website dieses Region zuständig. Wie eben auch für die Seite der Hessischen Regionalforen. Nur, heute 2019, ist der Inhaber angestellter Systemadminstrator in einem Straßenbauunternehmen. Seit August 2017. Das mag erklären, dass er heute als technischer Betreuer für die Seiten der Hessischen Regionalforen nicht mehr zur Verfügung stehen kann. Das wäre nicht das erste Mal. Denn bevor Hasecke Computer die Betreuung der Hessischen Regionalforen übernommen hatte, lag diese Aufgabe in der Anfangszeit bei dem Fuldaer Unternehmen imkontext. Das war vor acht Jahren. 2011. Laut Impressum der Seite war auch damals schon Thomas Schaumberg von der Vogelsberg Consult in Alsfeld im presserechtlichen Sinn namens der Hessischen Regionalforen verantwortlich.
Kommentiert: Gewiss, es handelt sich ja „nur” um eine Website. Und dann auch noch um so eine spezielle wie die der Hessischen Regionalforen. Wen interessiert das schon, außer denen, die eh damit zu tun haben. Kann man sich schenken. Gibt wichtigeres. Die in den Sand gesetzten Gelder beim Berliner Flughafen. Oder bei Stuttgart 21. Oder jetzt drohend, beim Segelschulschiff Gorch Fock. So e t was ist ärgerlich. Aber doch nicht, ob nun ein paar Euro evtl bei einer Seite einfach so mal verpulvert wurden. Für das Entwerfen und Unterhalten einer solchen Seite wie der Hessischen Regionalforen werden nach Branchenangaben vielleicht 500 Euro fällig. Wirklich nicht ärgerlich? Vergleicht man die Seiten der restlichen hessischen LEADER-Regionen miteinander und noch dazu mit der Zentralseite, sieht es aus, als ob dort wesentlich mehr Herzblut und auch Geld in die Hand genommen wurde, als in diesem Fall. So bietet die Region Lahn-Dill-Bergland unter anderem eine App als Service. Und die Tatsache, dass nun eine andere Kleinigkeit wie die Information über 25 Regionalforen auf der Seite der Vogelsberg Consult zumindest leise Zweifel nährt, ob denn die Information auf der eigentlichen Hauptseite der Regionalforen korrekt ist oder nicht, löst zumindest Zweifel aus, wie genau eigentlich mit Informationen umgegangen wird, die sich am Ende ja an Bürger und die Wirtschaft in den ländlichen Regionen richten. Und wie sorgfältig mit den öffentlichen Geldern, die eingesetzt werden, um die Menschen in den ländlichen Regionen zu erreichen. Selbst wenn es sich nur um geringe Beträge handelt. Salopp gesagt: „Die Deppen merken das eh nich, wenn wir ein bisschen mauscheln oder etwas hinfuddeln.” Wie gesagt: Es sind nur Kleinigkeiten. Viele Kleinigkeiten können aber plötzlich ein ganzer Haufen sein und tragen nicht unbedingt zum Vertrauen bei.…
Die Gerüchteküche um die Realmärkte brodelt. Welche bleiben und welche müssen gehen? „Der Markt in Gießen bleibt bestehen. Der steht nicht auf der Liste. Rufen Sie für Näheres am besten bei der Geschäftsführung an“ erklärte auf Nachfrage vor wenigen Tagen eine regionale Brancheninsiderin, die nicht näher genannt werden möchte. Ihre Aussage wurde von Real-Sprecher Markus Jablonski weder dementiert noch bestätigt.
Noch gehört Real dazu: Das Logo-Trio im Gießener Gewerbegebiet West. Bild: v. Gallera
Rückblick: Im Juni 2020 teilte der russische Investor SCP mit, dass er erfolgreich die Realmärkte dem bisherigen Eigentümer, der Metro-AG, abgekauft hat (Originalpressemitteilung, englisch vom 25. Juni 2020). Seither sorgt die Zukunft der Märkte für Gesprächsstoff.
Nicht auf aktuellen Verkaufslisten
Aufgrund der Listen, die dem Mittelhessenblog vorliegen, ist zumindest eines sicher: Die beiden mittelhessischen Realmärkte in Gießen und Wetzlar stehen nicht darunter. In Siegen dagegen, nicht weit von der hessischen Landesgrenze und Mittelhessen, ist klar, dass der dortige Realmarkt künftig Globus werden wird.
Nähere Zukunft überschaubar
Welche Zukunft vor den beiden Märkten liegt, die laut dem zuständigen Verdi-Sekretär Manuel Sauer ( Verdi Mittelhessen) rund 200 Beschäftigte haben, ist zumindest für die kommenden 24 Monate, vielleicht auch 36, überschaubar: Sie behalten ihr Logo und am Sortiment ändert sich, bis auf die von Investor eingeleiteten Sparmaßnahmen nichts. So jedenfalls umriss Real-Sprecher Jablonski auf Nachfrage des Mittelhessenblog die Situation. Danach aber sei defintiv das Ende von Real auch in Mittelhessen gekommen. Dass rund 50 Prozent der Handelskette, die 1992 unter dem Dach des Metro-Konzerns entstanden war, noch bestehen bleiben sollten, sei Teil des Deals gewesen.
Die Frist läuft
Wie Jablonski weiter sagte, habe die Frist mit dem Verkauf der Kette an SCP begonnen. Was nach Real kommen werde? Vermutlich wieder der Einzug oder die Ansiedlung von Betrieben aus dem Einzelhandel. Was Anzeichen für einen bevorstehenden Eigentümerwechsel sein könnten? Der zügige Abverkauf des bestehenden Warensortiments, die Errichtung der eigenen Verkaufslogistik, Einräumen des eigenen Sortiments und der Austausch des Logos. So jedenfalls geht Kaufland in den erworbenen Filialen ab Februar vor, wie unter anderen das Portal Business Insider berichtet.